Murmillo-Archiv

Freitag, 13. April 2012

CAESAR, BELL. GALL., lib. 7, cap. 4 (7. Kriegsjahr, 52 v. Chr.): Als der Arverner Vercingetorix anfing, Unruhe zu stiften (convocatis suis clientibus facile incendit), wurde er für Caesar zum Problem. (Anscheinend fiel es den Galliern schwer, Ruhe zu geben. Aufstände waren ein beliebter Volkssport, man hatte ja sonst nicht viel zu tun; das Freizeitangebot war relativ gering.) Deswegen die Worte "simili ratione" gleich am Anfang in betonter Stellung (gemeint sind ein gewisser Kotuatus und sein Kumpel, die die Karnuten aufgewiegelt hatten).
Daß es nicht schwer war, zeigt das Wort "facile". (Die alten Gallier waren also ein aufsässiger und rebellischer Haufen, leicht zu entflammen!). Sofort werden die Waffen herausgekramt (ad arma concurritur).
Caesar hatte trotz allem (fairer Sportsmann, der er war) eine recht hohe Meinung von Vercingetorix (summae potentiae adulescens). Wir erfahren ganz nebenbei, daß sein Vater (Celtillus)  vom eigenen Stamm einen Kopf kürzer gemacht wurde (Pech!), weil er nach der Königswürde griff (quod regnum appetebat). Das mochte man wohl nicht so!
Doch Vercingetorix scheint nicht nur Freunde gehabt zu haben. Sein Onkel und die übrigen Anführer verlieren die Nerven (Angst vor Caesar und davor, die eigene Stellung einzubüßen) und werfen ihn aus Gergovia hinaus. Vercingetorix war jedoch stur und machte auf eigene Faust weiter. Er führt eine Truppenaushebung durch, allesamt verworfene Subjekte und zwielichtige Elemente, wie Caesar bemerkt (egentium ac perditorum)!
(Ich stelle mir vor, wie er etwa sagt: "Wer macht mit? Es geht wieder einmal gegen die Römer. Und: Es gibt viel zu holen!")
Kurzum: Es dauert nicht lange und die (zweifelhafte)Truppe steht (hac coacta manu). Dann werden sie auf Linie gebracht (ad suam sententiam perducit).
Vercingetorix war ziemlich nachtragend. Diejenigen, die ihn zuvor rausgeworfen hatten, die wirft er jetzt selbst hinaus (a quibus paulo ante erat eiectus, expellit a civitate). Dann wird er auch noch "rex" genannt (dürfte ihm gefallen haben; für den Römer der Republik seit Urzeiten jedoch ein Reizwort!).
Es gelingt ihm nun eine Koaltion von Stämmen zusammenzutrommeln, die bis zum Ozean reicht (qui Oceanum attingunt). Selbstredend, daß er den Oberbefehl bekommt (ad eum defertur imperium), und zwar einstimmig (omnium consensu).
Da Vercingetorix seine Leute kennt und ihnen folglich nicht über den Weg traut, verlangt er Geiseln (obsides imperat). Dann das Wichtigste: wieviel Waffen jeder Stamm bereitzustellen habe (armorum quantum...).
Ohne Waffen, kein Krieg!
Vercingetorix nimmt sich besonders der Reiterei an (imprimis equitatui studet), er kannte also den Schwachpunkt der Römer!
Höchste Sorgfalt verbindet er mit höchster Strenge beim Kommando(Summae diligentiae summam imperii severitatem addit...). Zögerliche und Zweifler werden durch Strafandrohung gezwungen (magnitudine suplicii dubitantes cogit). Für große Vergehen wird man gleich hingerichtet und gefoltert. Selbst bei kleineren sind die Strafen (sagen wir) grausig! Er verfolgte damit zwei Ziele:
Warnung (ut sint reliquis documento) und
Abschreckung (...perterreant alios).
(Caesar erwähnt dies alles, um Vercingetorix offensichtlich in Mißkredit zu bringen. Er ist also nicht so objektiv, wie er tut, sondern oft (wie hier) tendenziös. Caesar will ja in Rom seinen Krieg "verkaufen" und als "bellum iustum" hinstellen. Die Römer führten immer "bella iusta", praktisch, so etwas! Schließlich brauchen wir auch nicht das böse Ende des Vercingetorix allzu sehr zu bedauern, hatte er doch selbst genug auf dem Kerbholz. Sicherlich kein angenehmer Zeitgenosse!
Text by Erec

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