Murmillo-Archiv

Dienstag, 12. Juni 2012

MARCUS TULLIUS CICERO: DE RE PUBLICA: LIB. I, 17 (29): PLATON STRANDET
"...Ut mihi Platonis illud (Wie z.B. mir jener Auspruch Platons; jenes Wort; "jenes"), seu quis dixit alius (oder es hat irgendein anderer gesagt), perelegans esse videatur (sehr treffend zu sein schein; geschmackvoll, gut gesagt); quem cum (als diesen) ex alto (auf hoher See) ignotas ad terras (zu unbekannten Ländern) tempestas (ein Sturm) et in desertum litus (und an eine verlassene Küste) detulisset (getragen hatte), timentibus ceteris (während die übrigen sich fürchteten) propter ignorationem locorum (aus (wegen der) Unkenntnis der Gegend), animadvertisse dicunt (habe er ,wie man erzählt, bemerkt; sie "sagen, daß er...) in arena (im Sand; in den Sand) geometricas formas quasdam (daß geometrische Figuren) esse descriptas (gezeichnet waren; worden sind); quas ut vidissset (wie er diese gesehen hätte), exclamavisse (habe er ausgerufen) ut bono animo essent (daß sie guten Mutes sein sollten); videre enim se (er sehe nämlich) hominum vestigia (die Spuren von Menschen); quae videlicet (dies offenbar; nämlich) ille (jener) non ex agri consitura (nicht aus der Bestellung der Felder; "Besäung") quam cernebat (die er sah; wahrnahm), sed ex doctrinae indiciis (sondern aus den Anzeichen (Hinweisen) auf Gelehrtheit (Wissenschaft) interpretabatur (deutete er; schloß er). Quam ob rem (Deswegen; wegen diesem Sachverhalt; weil das so ist) (,)Tubero(,) (T.)  semper (immer) mihi (mir) et doctrina (sowohl die Gelehrsamkeit) et eruditi homines (als auch gebildete Menschen) et tua ista studia (und diese deine wissenschaftlichen Studien) placuerunt (sie gefielen)."
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ut: auch: so daß; evtl. daher (Reclam)
vidisset; essent: coniunctivus obliquus (in innerlich abhängigen Sätzen; s. auch: oratio obliqua=indir. Rede)
Tubero: Gesprächsteilnehmer, Neffe SCIPIOS. Die anderen sind: L. Furius, P. Rutilius (dieser berichtet den Brüdern Cicero das Gespräch), Laelius, Spurius Mummius, Fannius, Q.Scaevola, M. Manilius u.a.)
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Robinson Crusoe hat da ganz andere Erfahrungen gemacht. Die Spuren im Sand stammten nämlich von den Kannibalen. Die aber konnten keine Geometrie. (Mir jedenfalls ist das Gegenteil nicht bekannt.).- Robinson verließ sich nicht darauf, daß die Wilden "nice people" oder gar gute Christenmenschen seien. Er tat das einzig Richtige: Er griff zu den Waffen und wehrte sich.
Platon jedoch war Idealist und glaubte an das Gute und die Menschen. Den hätten die Wilden prompt gefressen.
An dieser Stelle einen der wenigen Witze, die ich erzählen kann:
Menschenfresser fangen einen Missionar. Als sie ihn fressen wollen, betet er: "Herr, laß diese Menschen gute Christen sein!" Da plötzlich beten die Kannibalen: "Komm', Herr Jesus, und sei unser Gast und segne, was du uns bescheret hast. Amen."
(Was treibt der sich auch im Dschungel rum!)
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Wie ich vielleicht einen Nachfahren von MARCUS TULLIUS kennenlernte.
Im Urlaub in Italien (Anfang der 70er)  lernte ich im Hotel einen italienischen Studenten kennen, der mir noch lange danach Briefe in schauderhaftem Englisch schrieb. Er hieß: Marcello Tulli.
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AD DISCIPULOS ET PARENTES:
Ab und zu werde ich von einem ganz Tollkühnen gefragt: Soll ich Latein bis zum Abi wählen?
Meistens rate ich ab.
Um eine Entscheidungshilfe zu geben, empfehle ich, Perikopen aus CICERO; SENECA, LIVIUS, TACITUS, OVID, VERGIL, HORAZ (am besten unter meiner Fuchtel) zu übersetzen. In den meisten Fällen ist man dann von seinen hochfliegenden Plänen ganz schnell "kuriert".
Wer z.B. mit dem obenstehenden Text nicht viel anzufangen weiß, dem antworte ich mit den Worten von FRANZ KAFKA: "Gib's auf, gib's auf!"
In diesem Sinne (wie immer freundlich grüßend)
EREC (Oberleutnant der Reserve)




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