Murmillo-Archiv

Donnerstag, 19. Juli 2012

BONN: AUXILIARKASTELL UND LEGIONSLAGER

Name der Stadt: hergeleitet von einer keltisch-germanischen Siedlung
an dieser Stelle: Anlage eines Miltärlagers: CASTRA BONNENSIA (BONNA)

1.) DAS AUXILIARKASTELL:
 zwischen 20 u. 10 v. Chr.: militärischer Stützpunkt (heute Minoritenplatz u. Rathaus)
Ausgrabungen 1952: Reste eines viereckigen Kastells (2. Jahrzehnt v.)-später durch Auxiliarkastell (Erde-Holz, dann Stein) überbaut
(Das ältere Lager aus augusteischer Zeit könnte eines der 50 Kastelle sein, die DRUSUS, der Stiefsohn des AUGUSTUS, auf linksrheinischem Gebiet angelegt hat (um 15 v.), um eine Basis zu schaffen für die von AUGUSTUS geplante Offensive gegen GERMANIEN.)
Garnisonen des Lagers (vor dem BATAVERAUFSTAND 69/ 70 n.): mehrere Kavallerie-und Infanterieeinheiten (s. Soldatengrabsteine)
a) ALA POMPONIANI GALLORUM
b) ALA I TUNGRORUM
c) ALA LONGINIANA
d) COHORS I THRACUM
e) COHORS V ASTRURUM
Das Lager bestand bis ins 3. Jh.
südlich davon (heute Adenauerallee): das LAGERDORF=VICUS

2.) DAS LEGIONSLAGER
30-40 n.: Auflösung des DOPPELLEGIONSLAGERS KÖLN und VERLEGUNG der LEGIO I GERMANICA nach Bonn
Zweck: Schutz eines Rheinübergangs; genaue Stelle: wo sich das Mittelrheintal zum Niederrhein öffnet und die Sieg in die rhein. Tiefebene eintritt; ca. 1 km nördl. des Auxiliarlagers
Name: CASTRA BONNENSIA
Bauzeit: um 35
Lage: auf einer Fläche, die steil vom Rheinufer ansteigt und weite Sicht ins Rheintal gewährte
Bauweise: Holz-Erde-Bau; nach der Zerstörung im BATAVERAUFSTAND in Stein
Zeit: bis ins 4. Jh.
450 n: fränkische Siedlung
Zivilort: BONNA zwischen Legionsfestung und Auxiliarlager (heute Bertha-von-Suttner-Platz), nicht zu verwechseln mit der "CANABAE LEGIONIS" (Lagervortstadt); westlich der Festung vermutet
(1928/ 30: Grabungen unter dem MÜNSTER: CELLA MEMORIA, wohl für die Heiligen CASSIUS und FLORENTIUS, sowie Fundamente der spätröm. MÄRTYRERKIRCHE, Weihesteine, Altäre der kelt-germ. Muttergottheiten, wahrscheinl. von naheliegendem heil. Bezirk stammend)
---
Römerstraße=VIA PRINCIPALIS
Badener Straße=VIA PRAETORIA
Nordstraße=VIA DECUMANA
---
dazu RUDOLF PÖRTNER:
"Das amtliche Bonn ruht zum größten Teil auf römischen Fundamenten"
---
der quadratische Grundriß der Legionsfestung: heute noch im Straßenbild erkennbar (Augustinusring-Rheindorferstraße-Rosental-Fritz-Schroeder-Ufer)
Lage des Südtores: durch röm. Grabstein eines Fahnenträgers (mit Feldzeichen) in der Wand eines Hauses gekennzeichnet
Nordtor: Grabstele eines Soldaten der 1. Legion
Südostecke: Sitz der Burschenschaft Alemannia: Sandsteinrelief: röm. Soldaten beim Saufen mit germanischen Kriegern; lat. Inschr.: Castris per Alemannos captis ululandum est Romanis cum lupis vel potius ulpibus=Nachdem das Lager durch die Alemannen erobert (eingenommen) worden war, mußten die Römer mit den Wölfen oder vielmehr mit den Füchsen heulen.
(Viktor v. Scheffel läßt grüßen!)
---
Fund eines Inschriftensteins aus dem Flußbett der Sieg (Nov. 1969). Darauf steht: Die I. MINERVISCHE LEGION habe die "Aurelianischen" Viehweiden erweitert.
---
I. LEGION GERMANICA: von etwa 35-70 n.; nach dem Tod NEROS (68) in die Wirren des Aufstands der rhein. Legionen verwickelt; wegen schmählichen Verhaltens im BATAVERAUFSTAND (68/ 70) aufgelöst (muß ein Sauhaufen gewesen sein!)
Zunächst folgte die LEGIO XXI RAPAX (später nach Mainz verlegt).
83 n: I. LEGION MINERVIA (von DOMITIAN begründet; Minerva war die Schutzgottheit des Kaisers); erhielt wegen ihrer Loyalität im SATURNINUS-AUFSTAND den Titel "pia fidelis" (89 n.)
(ANTONIUS SATURNINUS: Mainzer Legionskommandeur)
Abkommandierungen der Legion nahmen am 2. DAKERKRIEG des TRAJAN (105/6) teil sowie am PARTHERKRIEG des MARC AUREL (162/ 65). Teile der Legion kämpften im östl. Kaukasus (Alontasfluß); s. auch die Inschrift eines Soldaten für die AUFANISCHEN MUTTERGOTTHEITEN (Dank für die glückliche Rückkehr in die Garnison am Rhein.)
Und jetzt singen wir alle: Wa-rum ist es am Rhein so schön...?
---
AUS: JOACHIM VON ELBE: DIE RÖMER IN DEUTSCHLAND. Ausgrabungen, Fundstätten, Museen, eingeleit. v. Rudolf Pörtner, Berlin, Stuttg., 1977, S. 63 ff.
---
EREC




Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen