Murmillo-Archiv

Freitag, 19. Oktober 2012

THE OUTSTATION

Wenigen ist bekannt, daß sich der NIEDERGERMANISCHE LIMES bis nach HOLLAND (Nordseeküste!) erstreckte. Etwas nördlich der FOSSA CORBULONIS, direkt an der Küste, wird ein AUXILIARLAGER vermutet. Ein weiteres ca. 30 km nördlich davon. Weiter westlich davon befindet sich ein kurzfristig belegtes Lager, welches aber fraglich ist. Wahrscheinlich hat es den Römern nicht allzuviel Spaß gemacht, dort zu leben (zu wenige Kneipen, zu wenige Bordelle, zu wenige Bäder, Wetter: schlecht, Bewohner: streitsüchtig und unangenehm (BATAVER; deren Hobby: Aufstand!). Diejenigen aber, die in dieser Region Dienst taten, waren sicher der Meinung, daß sie hier an einem Außenposten der Zivilisation Wache schoben.
LISTE DER LAGER in der OUTSTATION: schon die Namen lassen ahnen, daß man sich hier am Ende der Welt befand!
1.) VELSEN: Prov. Noord-Holland, südl. des Noordzeekanaal:
a) Anlage ab ca. 15 n., vielleicht im Zusammenhang mit den Feldzügen des GEMANICUS, 15-16 n.)
b) Anlage aus der Zeit des CALIGULA oder des NERO
2.) ERMELO: Prov. Gelderland, Marschlager, späte Kaiserzeit, Fund von Scherben aus dem 2. oder 3. Jh.
3.) KATWIJK-BRITTENBURG-LUGDUNUM: südl. der ehemaligen Mündung des OUDE RIJN, von Dünen überschüttet, später vom Meer verschlungen; 1520 und später: Fundamente kommen unter dem Dünensand zum Vorschein (!); vermutlich kam die COHORS CIVIUM ROMANORUM PIA FIDELIS spätestens in HADRIANISCHER ZEIT nach LUGDUNUM (vgl. CIL XIII 8827)
4.) VALKENBURG (DORP): am linken Ufer des OUDE RIJN, vor 69: COHORS III GALLORUM EQUITATA, nach 71-3. Jh: COHORS IIII THRACUM EQUITATA (Graffiti mit thrak. Namen!)
5.) LEIDEN-ROOMBURG-MATILO: am linken Ufer des OUDE RIJN, Mündung der FOSSA CORBULONIS (um 47 n.), zur Zeit des TRAJAN: COHORS I LUCENSIUM HISPANORUM, SEVERISCHE ZEIT: COHORS XV VOLUNTARIORUM CIVIUM ROMANORUM und NUMERUS EXPLORATORUM BATAVORUM.
6.) ALPHEN AAN DE RIJN-ALBIANA: am linken Ufer des OUDE RIJN, CLAUDISCH-NERONISCHE ZEIT: COHORS III BREUCORUM (gilt als fast sicher)
7.) ALPHEN AAN DE RIJN-ZWAMMERDAM-NIGRUM PULLUM: südl. des OUDE RIJN, Gelände der Schwachsinnigenanstalt HOOGE BURCH (ridere licet!), an verlandetem Rheinarm, nach 70 n: VEXILLATIO (?) der COHORS QUINGENARIA EQUITATA, Zerstörung um 260!
8.) WOERDEN-LAURUM: südl. Ufer des OUDE RIJN, zerstört im BATAVERAUFSTAND.
9.) VLEUTEN-DE MEERN: zwischen UTRECHT und WOERDEN/LAURUM (?), 69 zerstört, nach 70: COHORS XV VOLUNTARIORUM CIVIUM ROMANORUM (?), spät. ab 89-96 bis 3. Jh. (?): COHORS I CLASSICA PIA FIDELIS.
10.) UTRECHT-TRAIECTUM: zerst. im BATAVERAUFSTAND, nach 88/9-260 (?): COHORS II HISPANORUM PEDITATA PIA FIDELIS.
11.) BUNNIK-VECHTEN-FECTIO: südl. des KROMME RIJN, Spuren einer hölzernen Brücke (!), die VECHT: vermutlich von DRUSUS kanalisiert (FOSSA DRUSIANA), C.IULIUS BIO TRIERARCHUS, zerst. im BATAVERAUFSTAND, ab ca. 70 vermutlich: COHORS II BRITTONUM (BRITANNORUM) MILLIARIA EQUITATA, 78/80-100: COHORS I FLAVIA HISPANORUM EQUITATA (+unbekannte COHORS), ca. 100-150: unbekannte COHORS, ca. 150-270 (?): ALA I THRACUM (viele Graffiti von TURMAE).
12.) WIJK BIJ DUURSTEDE-LEVEFANUM: am linken Ufer des RHEINS, ca. 70-83: COHORS I THRACUM EQUITATA (?).
13.) MAURIK-MANNARICIUM: am südl. Ufer des RHEINS, Waffenfunde (!), bis 83: COHORS II THRACUM EQUITATA (vielleicht zusammen mit der COHORS II HISPANORUM EQUITATA), Ende: 260 (?), militär. (?) Siedlung bis ins 4. Jh.
14.) KERSTEREN-CARVO: südl. eines heute verlandeten Rheinarms, Pfeil-und Lanzenspitzen, Wurfkugeln, viell. auch BENEFIZIARIERSTATION (s. Graffito: ben(e)ficiariorum, nach 70-3. Jh.
15.) HUISSEN: am linken Ufer des RHEINS, ab 70-3. Jh.
16.) ROSSUM-GRINNES: Südufer der WAAL, jüngste Münze: ARCADIUS, Wurfgeschoßspitzen (!), 1. bis  3. Jh., dann vermutlich BURGUS oder KASTELL.
18. NIJMEGEN-NOVIOMAGUS: Südufer der WAAL, OPPIDUM BATAVORUM, auf dem HUNERBERG: Reste eines LEGIONSLAGERS aus der AUGUSTÄISCHEN ZEIT (DRUSUS?), ca. 70-71: LEGIO II ADIUTRIX, ca. 71-104: LEGIO X GEMINA, ca. 104-121: VEXILLATIO BRITANNICA, 121-130 (?) VEXILLARII der LEGIO XXX ULPIA VICTRIX (?; bis ca. 175 ?), ab ca. 260/70: KASTELL auf dem VALKHOF.
19.) HEUMEN-HEUMENSOORD: an der röm. Straße von TONGERN nach NIJMEGEN, BENEFIZIARIERSTATION (?) 2.-3. Jh., BURGUS 3.-4. Jh.
20.) CUIJK-CEUCLUM: an der röm. Straße von TONGERN nach NIJMEGEN, 2 gallo-röm. Vierecktempel, seit der CLAUDISCHEN ZEIT (?)-ca. 100 (?), 2.-3. Jh: Zivilsiedlung (VICUS).
21.) GRUBBENVORST-LOTTUM: am westl. Ufer der MAAS, 2-3. Jh: viell. BENEFIZIARIERSTATION, 4. Jh: BURGUS.
22.) HERWEN EN AERDT-DE BIJLAND-CARVIUM: urspr. am linken Ufer des RHEINS, OVER-BETUWE, Hortfund von 61 DENARII, nach 70-3. Jh: COHORS II CIVIUM ROMANORUM EQUITATA (PIA FIDELIS)/ (ANTONINIANA?).
23.) KLEVE-RINDEREN-HARENATIUM: nördl. von KLEVE am heute verlandeten röm. RHEIN, Sept. 70 lag hier die LEGIO X GEMINA (s. TACITUS, HISTORIEN 5, 20); diese löste dann die LEGIO II ADIUTRIX in BATAVODURUM /NIJMEGEN ab, BENEFIZIARIER (s. WEIHINSCHRIFTEN).
24.) SCHNEPPENBAUM-QUALBURG-QUADRIBURGIUM (?): auf dem Dorfhügel, um 260: NUMERUS URSARIENSIUM.
25.) ASPERDEN: südl. KLEVE, BURGUS (spätes 4. Jh.)
26.) KALKAR-ALTKALKAR-BURGINATIUM: Kreis KLEVE, bis ins späte 4. Jh. (Münzen des VALENS und HONORIUS), ALA NORICORUM (FRÜHFLAVISCH), ALA AFRORUM (DOMITIANISCH), ALA VOCONTIORUM (TRAJANISCH-FRÜHHADRIANISCH)
27.) BISLICH: Niederterasse des rechten Rheinufers, gegenüber von VETERA, Brückenkopf-Marschlager (?).-
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Als nächstes kommt XANTEN-VETERA I, VETERA II, TRICENSIMAE. Hier verließ man sozusagen die OUTSTATION und war wieder in der Zivilisation angelangt.
Hier endet der schöne Bericht von der OUTSTATION.
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SALUTATIONES von der OUTSTATION:
ERICUS
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QUELLE: DER NIEDERGERMANISCHE LIMES, hrsg. v. J. E. BOGAERS und C. B.RÜGER, Köln, 1974 (KUNST UND ALTERTUM AM RHEIN, Führer des Rheinischen Landesmuseums Bonn, Nr. 50.)

Mittwoch, 17. Oktober 2012

WIE "TICKTE" EIGENTLICH DER GERMANE?

Als praktizierender GERMANE (übrigens ein Sammelbegriff für eine große Anzahl von Stämmen) seien hier nun ein paar Charakteristika  unserer ruhmreichen Vorfahren genannt:
Die GERMANEN waren "ein ausgeprägtes Kriegervolk", geprägt durch "Waffenernst" (schönes Wort!). Es waren die Eigenschaften "des harten Kriegsmannes", die man man schon vom Heranwachsenden verlangte (s. auch die Funde von Übungsschwertern für Jugendliche!). Anders als unsere verfetteten und degenerierten kids war die germanische Jugend fit und wehrhaft! Versagen verzieh man nur "dem morschen Greis".
Man vertraute mehr auf die Waffe als auf staatliche Autorität! Besonders wichtig war das GEFOLGSCHAFTSWESEN (drucht). Jeder Kriegerhäuptling hatte eine Art Leibgarde um sich, die auf den Kriegszügen die Kerntruppe bildete. Da man sonst nicht viel zu tun hatte, ging man ab und zu auf Kriegszug (aber nur, solange es Spaß machte und es etwas zu holen gab).
Geschätzt wurden die harten Eigenschaften (Kriegerethik; Härte gegen den Feind!). Nachgiebigkeit oder etwa gar Versöhnlichkeit galten als weibisch. Ab und zu konnte man ruhig etwas "nett" sein, wenn man zur rechten Zeit hart war (vgl. NIETZSCHE: Herrenmoral.-Wille zur Macht!- Werdet hart!)
Auch das EHRGEFÜHL war (anders als heute) stark ausgeprägt. Niemals war man gewillt "seine Sache (sein Recht) fahren zu lassen".
Dem gegenüber stand der "Lützelmann" (der "Kleinmann"), "der Mann kleinen Zuschnitts" (wie mein Nachbar z.B.).
Demut war für Knechte, und so etwas wie Nächstenliebe gab es auch nicht. Es gab nur Freunde und Unfreunde! ("Gut gegen seine Freunde, haßvoll gegen seine Feinde". Ganz ähnlich ist das Motto des Fechtvereins, in dem ich seit 12 Jahren fechte: amico pectus, hosti frontem=dem Freunde die Brust (das Herz), dem Feinde die Stirn! So muß es sein!).
Auch war Rache ganz o.k. (Rache ist "Blutwurst"!). Verzeihen war weniger o.k. ("Vergib dir nichts gegen deinen Feind!").
In diesem Sinne
E.
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Aus: ROSENHAGEN-RÖTTGER: AUS ALTDEUTSCHER ZEIT (Von den Anfängen bis zur Dichtung der Barock), Stuttg. 1972-76 (Artikel: Altgermanische Gesittung und Eigenart von ANDREAS HEUSLER).
Das Buch ist anzuschaffen!

Donnerstag, 11. Oktober 2012

CICERO: DE NATURA DEORUM (in just a few words)

Prooemium: I, 1-14: das Thema: so bedeutend wie schwierig-viele Meinungen: vom Atheismus bis zur Vorsehung (an die hat schon mal einer geglaubt)-Ciceros Liebe zur Philosophie-Cicero für den Standpunkt der AKADEMIE-die Gelehrten sind uneinig: Zweifel!
Exordium: 15-17: Ort, Zeit, Personen der Handlung.
18-56: VELLEIUS hält einen (ziemlich langen) Vortrag: Kritik an der Kosmogonie PLATONS-an dem Gottesbegriff der STOIKER-die Welt wurde plötzlich erschaffen-die Gottheit ging von der Ruhe zur Tätigkeit über (hätte sie besser gelassen!)
25-41: Doxographie: Theologien von THALES bis CHRYSIPPOS-Dichter werden verurteilt-östliche Religionen-die Ungebildeten
43-56: was sagt EPIKUR zum Thema?-fromm, aber furchtlos
57-124: Kritik des COTTA am Vortrag des VELLEIUS-der Gottesbegriff der EPIKUREER ist schwach (Gleichgültigkeit der Götter etc.)-Abweichung der Atome vom senkrechten Fall (declinatio)
BUCH II: Gefährlichkeit der Verbindung von RHETORIK und AKADEMISCHER SKEPSIS (Vorwurf an V.)-BALBUS wird aufgefordert, den STOISCHEN STANDPUNKT zu vertreten
4-44: die Götter existieren (Beweise)-wie entsteht der Götterglaube?-Himmelsbetrachtungen-übereinstimmende Meinungen-Erscheinungen (Epiphanien)-Weissagungen-Strafen für Vernachlässigung der Religion-ZENON-KLEANTHES-CHRYSIPPOS (Beweise)-ARISTOTELES: Gestirne=göttlich
45-72: Wesen der Götter=Leben plus Volkommenheit (gilt für das ganze All)-Gründe für Vergöttlichungen von Wohltätern
73-153: Natur=Werk göttlicher VORSEHUNG
154-168: sie sorgt sich besonders um den Menschen (halte ich für ein Gerücht!)-BALBUS: COTTA soll sich ihm anschließen und nicht gegen die Götter argumentieren
BUCH III: 1-6: 3. Exordium: COTTA: die Religion der "maiores" braucht keine Beweise, jedoch die Philosophie.
7-19: STOISCHE ARGUMENTE nicht gut!
20-64: die Eigenschaften, die die STOIKER den Göttern andichten: unvereinbar!-Lücke!-
66-93: COTTA: die VORSEHUNG ist nicht gut!-Intelligenz=fragwürdig-keine Beziehung zwischen Glück und Charakter-Entscheidung für die virtus durch das Gewissen (so man eines hat!)-sie allein ist unser-
94: Schlußgespräch: BALBUS: Ankündigung einer Antwort-VELLEIUS: COTTA hat mehr recht-CICERO: BALBUS hat mehr recht (Hinwendung CICEROS zum STOIZISMUS? Beispiel für seinen EKLEKTIZISMUS? Schwankt er hier zwischen SKEPSIS und DOGMATISMUS?
(CICEROS Position: NEUAKADEMISCHE ERKENNTNISTHEORIE, s. ACADEMICI LIBRI; er übt Urteilsverzicht=EPOCHÉ; da ist man fein raus!)
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E.
MARTIAL: V, 47:

In meiner "Uraltausgabe" römischer Dichter von LOIS CARLISLE und DAVIDA RICHARDSON (Fourth year Latin, Boston, New York 1942) findet sich folgendes Martialepigramm: Es trägt dort die Überschrift: The professional diner-out.

Nunquam se cenasse domi Philo iurat, et hoc est:
non cenat, quotiens nemo vocavit eum.
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domi: locative case
hoc est (verum): this is true
He goes hungry unless he is invited out
vocavit: has invited
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Meine Übersetzung:
Philo schwört, daß er niemals zuhause gespeist habe, doch dies ist die Wahrheit (aber dies wäre korrekt; aber es verhält sich ganz anders):
Er ißt (speist) überhaupt nicht (er bekommt überhaupt nichts zu fressen), wie oft (so oft; wenn) ihn niemand eingeladen hat.
(Ein gewisser Philo schwört Stein und Bein: Ich esse nie zuhause. Damit will er wohl suggerieren: Ich bin sehr beliebt und werde deswegen fast immer zu irgendeinem großen Fressen eingeladen.
Martial durchschaut dies und stellt die Sache durch ein Wortspiel richtig. So erhält man Aufschluß, wie sich die Sache in Wirklichkeit verhält. Philo ißt überhaupt nichts, wenn er nicht eingeladen ist, was ziemlich oft geschieht. Dann ist er zuhause, aber sein Kühlschrank ist leer. Folglich gibt es nichts zu essen. Also kann Philo behaupten: Ich esse niemals zuhause, weil es eben da nichts gibt. Natürlich gibt er dies nicht zu und lügt sich in die eigene Tasche. Nach der ersten Zeile hat man einen falschen Eindruck. Es scheint, als ob Philo freiwillig so handle und daß er ein gern gesehener Gast sei. Doch das Gegenteil ist der Fall. Philo ißt nichts aus Not und weil ihn niemand einlädt. Martial entlarvt dies schonungslos. Doch Martial war auch nicht viel besser! Denn er schleimte hemmungslos bei den Mächtigen (Titus, Domitian; bei letzterem besonders verwerflich!).
Armer Philo, ich werde dir eine Pizza spendieren, jedoch keine, die zu dir nach Hause geschickt wird!
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E.

Freitag, 5. Oktober 2012

DIE RELATIVISCHE SATZVERSCHRÄNKUNG:

Jeder Studiosus Latinitatis hat schon einmal davon gehört, doch kaum einer hat sie richtig kapiert. Ich erinnere mich, daß in  meiner Schulzeit einfach "darüber weggehudelt" wurde, wenn das Phänomen auftauchte. Dies ist aber jedem Schwaben ein Graus.
Soviel sei im voraus schon einmal gesagt: Die relativische Satzverschränkung (schweres Wort!) ist nicht einfach, jedoch (und dies zum schwachen Troste) einfacher als die Relativitätstheorie, von der es sogar zwei gibt, nämlich die spezielle und die allgemeine. Doch dies ist ein anderes Thema.
Definitionen:
1.) Verschmelzung eines Relativsatzes mit einem zweiten Nebensatz.
2.) Ein Nebensatz aus einem nachfolgenden Satzgefüge wird an den vorangehenden Satz relativisch angeschlossen.
Exempla:
1.) Amicus tuus aegrotat, quem tu quantopere ames, scio.
Dein Freund ist krank, "den" ich weiß, wie sehr du ihn liebst.
Man sieht: da macht die deutsche Sprache nicht mit!
Also:...von dem ich weiß, wie sehr du ihn liebst.
Man kann erst einmal nach dem Hauptsatz einen Punkt machen:
Amicus tuus aegrotat. (Punkt!)
Scio, quantopere tu eum ames.=Ich weiß, wie sehr du ihn liebst.
Man sieht: Aus "eum" wird "quem". Der Nebensatz 2. Grades bestimmt den Kasus des Relativpronomens.
Im Deutschen ist es der Nebensatz 1. Grades. Hierin sind beide Sprachen nicht "kongruent".
2.) Admiramur Alexandrum, cui si vita longior contigisset, totum orbem terrarum subegisset.
=Wir bewundern den Alexander.
Si ei vita longior contigisset, totum orbem subegisset.=Wenn ihm ein längeres Leben "gelungen" (geglückt; beschieden gewesen) wäre, hätte er den ganzen Erdkreis unterworfen.
(Leider hat sich der Gute zu Tode gesoffen oder starb an der Malaria oder beides.)
Man sieht: aus "ei" (Dativ des Demonstrativpronomens) wird "cui" (Dativ des Relativpronomens).
Ich behelfe mir hier mit Trick 17:
Wir bewundern den Alexander, dem es geglückt wäre, den ganzen Erdkreis zu unterwerfen, wenn ihm ein längeres Leben vergönnt gewesen wäre.
Oder: Wie bewundern den Alexander, der, wenn ihm ein längeres Leben geworden wäre (wenn er länger gelebt hätte), den ganzen Erdkreis unterworfen hätte.
3.) Auch auf die Gefahr hin zu langweilen hier noch ein Beispiel:
Studeamus litteris, quas qui tenent, eruditi appellantur.
=Wie wollen uns den Wissenschaften widmen! (Sehr löblich!)
Qui eas tenent, eruditi appellantur.
=Diejenigen, die sie beherrschen, werden Gebildete genannt.
Man kann auch hier wieder den Relativsatz 2. Grades an den Hauptsatz "kleistern":
...deren "Besitzer" (=qui...:Subjektsatz!) man gebildet nennt. (Ist aber nicht so gut!)
Der ACI im Relativsatz ist übrigens ein Sonderfall der rel. Satzverschränkung.
Man kann auch eigene relative Verschränkungen zusammenbasteln, wenn man kreativ ist. Hier einige Eigenversuche:
1.) Amamus musas paradisicas, quas curvas esse scimus.=Wir lieben die Bananen, von denen wir wissen, daß sie krumm sind. (...die, wie wir wissen, krumm sind.)
2.) Vicinus meus, quem idiotam esse puto (arbitror), Latine non loquitur.
=Mein Nachbar, von dem ich glaube, daß er ein Idiot (unwissender Mensch) ist, spricht kein Latein. (was nicht für ihn spricht!)
(...der, wie ich glaube...; geht auch)
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E.


Mittwoch, 3. Oktober 2012

DIE VERPFLEGUNG DES LEGIONÄRS

Mit leerem Bauch kann man nicht Krieg führen.- MARCUS JUNKELMANN ("DIE LEGIONEN DES AUGUSTUS"), der über die Römer nahezu alles weiß, bezeichnet die Verpflegung des Legionärs als ausgezeichnet. So wurden in fast allen Lagern Unmengen von Tierknochen ausgegraben. Es gab sogar Austern! Dies ging allerdings nicht immer gut, wie wir aus einem Brief des TERENTIANUS wissen, dem die Austern schwer im Magen lagen! Beliebt waren vor allem stark gewürzte Speisen. Gekocht wurde in den jew. CONTUBERNIA (Zelt-und Stubengemeinschaften). Jedes CONTUBERNIUM hatte eine Kornmühle, die ein Tragtier transportieren mußte. Aus geschrotetem Getreide wurde ein "köstlicher" Brei namens PULS gekocht. Das übliche Getränk im Dienst war die POSCA (Wasser+saurer Wein=ACETUIM). Es gab sogar regelrechte Bierlieferungen an die Armee.
Die Versorgung mit CIBARIA (Lebensmittel) war Aufgabe der PROCURATORES. Eine LEGIO vertilgte 2100 Tonnen Getreide im Jahr!
Von APICIUS (einem antiken Fresssack; schreibt man dies übrigens mit 2 oder 3 "s"?) gibt es sogar ein tolles Weinrezept für Würzwein (CONDITUM PARADOXUM). GARUM war eine beliebte Würzsauce (vgl. Maggi). Saatweizen hieß übrigens TRITICUM VULGARE und Speck LARIDUM.
Das bekannteste Kochbuch stammt von A. CAELIUS: DE RE COQUINARIA.
Das Weinrezept: 2 l trockener Weißwein mit Harz-500 g Honig-30 g gestoßener schwarzer Pfeffer-10 Lorbeerblätter- 10 g Safran-5 in Wein eingeweichte Datteln-1/2 l Wein und den Honig in Topf vermischen-aufkochen-abschäumen-Pfeffer, Lorbeer, Safran und Datteln (entkernt) hinein-kühl stellen!
Trinken-Sweet dreams!
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E.