Murmillo-Archiv

Freitag, 22. März 2013

EINIGE WORTE ZUM RICHTIGEN VOKABELLERNEN:

Es gibt verschiedene Methoden, Vokabeln zu lernen:
1.) Die gute alte "Hosenbodenmethode", d. h.: Hinsetzen, lernen, fertig oder auch nicht (meist ist der Schüler dann fertig mit der Welt)! Repetieren, was das Zeug hält! Repetitio est mater studiorum.
So hat man es in der "guten alten Zeit" gemacht, als Deutschland noch Großmacht war und an Schulen noch "echte Scholzocht" herrschte (s. den satirischen Schulroman "Die Feuerzangenbowle" von Spoerl. Ja, das waren noch Zeiten!
Dazu bedarf es jedoch der Fähigkeit, sich selbst zu quälen, also einer gewissen Härte gegen sich selbst, wozu der heutige Schüler weder bereit noch in der Lage ist.
Außerdem gebe ich zu bedenken, daß Wörter keine "Vokabelleichen" sind, sondern "Organismen".
Das Problem bei der "Brecheisenmethode" ist dies: Die Vokabeln werden nicht "organisch" gelernt und im Gehirn (falls vorhanden) eingebaut bzw. integriert.
Prof. W., einer meiner Professoren, machte einmal sinngemäß dieses "statement": Jeder Schüler muß in seinem (zumeist kümmerlichen) Schülerdasein ca. 3000 Vokabeln lernen. Für jede Vokabel bedarf es eines Schlages. Bei 30 Schülern pro Klasse ist das manuell fast nicht zu schaffen. Das hält keine Hand aus. Die Lösung des Problems ist die Einführung einer "machina bastonatrice" (Prügelmaschine).
2.) Das Lernen nach statistischer Wahrscheinlichkei und nach Wortfamilien. Dazu empfehle ich den Aufbauwortschatz von Klett. Etwas tröge, aber gut!
3.) Die intelligenteste Form des Vokabelpaukens ist jedoch das Bilden von "Eselsbrücken". So vergißt man eine Vokabel nie mehr. Mittlerweile vermag ich es sogar, zu jeder Vokabel eine kleine Geschichte zu erzählen! Meine Lateinlehrerin Fr. OStRn M. Metternich sagte einmal beim Wort "erigere"=sich aufrichten: Das müßten vor allem die Jungs wissen. Alle liefen rot an. Ich habe die Bedeutung des Wortes nie wieder vergessen.
4.) Die amüsante Methode: Mein Banknachbar Thomas A. sagte einmal: Das Wort "prodesse" merke ich mir ganz einfach: Wenn ich Brot esse, dann nützt es mir. Thomas war übrigens sehr dick, hatte fettiges, langes Haar, aß ständig Leberwurstbrot und trommelte ganze Soli von Deep Purple auf den Tisch und auf meinen Oberarm. Einmal sagte er: Auch  "condere"=gründen ist einfach zu merken. Der Konditor "gründet" die Torten. Da war er aber schief gewickelt, denn Konditor kommt von "condire"=würzen. Hier funktionierte also die Methode meines dicken Banknachbarn nicht. Dennoch habe ich es mir so gemerkt!
5.) Gar keine Vokabeln lernen! Es gibt eh so viele, die sowieso niemand alle kann. Die Wörter kommen auch meistens nicht in der Grundbedeutung vor, und man muß so oder so nachschlagen. Das geht vielleicht gerade so in der Oberstufe, wo man ein Wörterbuch bekommt. Für die Unter-und Mittelstufe halte ich dies für bedenklich (fatal!) und obendrein noch für eine faule Ausrede.
Eine Sprache ohne Vokabellernen vergleiche ich mit Bogenschießen ohne Pfeile. Wer sich weigert, Vokabeln zu lernen, dem empfehle ich die Kurzgeschichte von F. Kafka: Gib's auf, gib's auf.
(Ich habe übrigens schon erlebt, daß ein Schüler von 10 abgefragten Vokabeln, nur eine wußte! "Das wird sich rächen", dachte ich mir. Let that be a warning to you all!)
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The SIR

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