Murmillo-Archiv

Donnerstag, 4. April 2013

DIE RELIGION DER KELTEN: NACH GERHARD HERM

GERHARD HERM schreibt, Religion sei u.a. der Versuch, den Menschen damit auszusöhnen, daß er sterben müsse. Für die DRUIDEN, so HERM, war Leben ein Gut, das von einem in das andere Gefäß umgeschöpft werden mußte, um den kosmischen Haushalt wieder ins Gleichgewicht zu bringen. So erklären sich die Verurteilungen von Mördern und die Menschenopfer bei den Kelten. (Besonders bei letzerem sieht man einmal mehr, was Religion alles anrichten kann. Zu den Menschenopfern, s. STRABON; die Stelle ist übrigens nichts für sensible Gemüter!)
CAESAR schreibt, die Druiden lehren, "daß die Seelen nicht vergehen, sondern von einem zum anderen wandern".
Bei LUKAN lesen wir: "Wenn wir eure Gesänge richtig deuten, dann ist der Tod nur Pause in einem langen Leben."
(LUKAN ist der Verfasser der "PHARSALIA", eines zähen und ungenießbaren Werkes über den Bürgerkrieg, das in quälenden Hexametern verfaßt ist, was die Sache keineswegs besser macht.)
HERM interpretiert demzufolge die Opferszene auf dem berühmten KESSEL VON GUNDESTRUP neu: Für ihn marschiert eine Reihe von Kriegern auf den Kessel zu, um geopfert zu werden. Eine zweite Reihe reitet von dem Kessel weg. Diese Krieger sind wiedergeboren.
(Das Pferd gab es wohl gratis als Belohnung. Vom Krieger zu Fuß zum Reiter befördert! Es scheint, als ob die neugeborenen Krieger auch sozial aufgestiegen seien!)
Der Opferkessel ist demnach ein Instrument oder ein Ort, wo Existenz verwandelt wird. Die Opferhandlung ist somit ein Mittel, wodurch eine Daseinsart durch eine andere ausgetauscht bzw. ersetzt wird.
(Schwacher Trost, aber immerhin ein Trost!)
(vgl. auch das Radsymbol als Symbol der Wiedergeburt; s. Hallstätter Schwertscheide; Funde der Latène-Zeit)
All diese Überlegungen waren der Grund dafür, daß für die Kelten der Tod nur ein geringes Übel war. Das Leben konnte man eigentlich gar nicht verlieren, weil es ja danach irgendwie weiter ging. Denn der TOD war für sie, wie wir gesehen haben, nur eine PAUSE VOM LEBEN.
Vielleicht liegt darin auch ein Grund, warum die Kelten  besonders tapfere Krieger waren.
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GERHARD HERM: DIE KELTEN: DAS VOLK, DAS AUS DEM DUNKEL KAM, ECON-VERL., Düsseld. u. Wien 1975, S. 233 ff.
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SIR R

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