Murmillo-Archiv

Samstag, 4. Mai 2013

DIE STÄMME DER GERMANEN (1)


Germanischer Thing (Ratsversammlung)
auf der Mark-Aurel-Säule

1.) RHEIN-WESER-GERMANEN:

a) CHERUSKER: Ein an sich wenig bedeutsamer Stamm. Umso beachtlicher ist daher seine denkwürdige Großtat, dem römischen Imperium für kurze Zeit die Stirn geboten zu haben. Jeder historisch Gebildete weiß: ARMINIUS alias HERMANN DER CHERUSKER besiegte anno 9 n. Chr. (lang ist's her) das römische Heer im Teutoburger Wald. Damals gingen ganze 3 römische Legionen unter dem (glücklosen wie unfähigen) Legaten QUINCTILIUS VARUS zugrunde. Wie ARMINIUS wirklich hieß, wissen wir nicht. Vermutlich begann sein Name mit einem "S", da die Namen vieler Mitglieder seiner Sippschaft mit diesem Buchstaben anfingen (wie z.B. Segimerus, Segestes, Segimundus). Der Name HERMANN DER CHERUSKER sei-so WERNER VÖLKER-"ein populär gewordener Irrtum".
" Hermann hieß nicht Hermann, denn als Heer-mann hätte er hari-man und latinisiert Chariomannus heißen müssen."
(W. VÖLKER: ALS DIE RÖMER FRECH GEWORDEN...Berlin (Wagenbach-Verlag) 1981, S. 111-114.)
Der Stammesname: vermutlich von germ. "Herut"=Hirsch; vielleicht hatte der Hirsch kultische Bedeutung und war das Stammestier.
Siedlungsgebiet: zwischen Teutoburger Wald und Harz; auf beiden Seiten von Weser und Leine
Die Cherusker wichen lange Zeit einem Konflikt mit den Römern aus. 4 n. Chr. schlossen sie sogar ein Bündnis mit ihnen und wurden Klientelstaat. Doch dies geschah wohl aus rein pragmatischen Gründen und um den Schein zu wahren. In Wirklichkeit brodelte es unter der Oberfläche. Dies führte zu dem bekannten Aufstand unter ARMINIUS im Jahre 9 n. Die Römer wurden vernichtend geschlagen und auf die Rheinlinie zurückgeworfen. Fürs erste waren die Römer bedient und ließen von dem Plan ab, das freie Germanien bis zur Elbe zu erobern.
Doch die Cherusker spielten nur eine Saison gut, dann ging es bergab. Die Führungsschicht war in sich zerstritten, und ARMINIUS wurde von seiner elenden Verwandtschaft hinterrücks ermordet.-
b) ANGRIVARIER:
Stammesgebiet: nördlich von den CHERUSKERN
Die beiden Stämme hatten sich ständig in der Wolle, so daß sie einen Grenzwall errichteten, den sog. "Angrivarierwall" (vermutlich zwischen Steinhuder Meer und der Weser). War wohl besser so. Beim Aufstand des ARMINIUS drückten sie sich erfolgreich.
16 n. zog der römische Feldherr GERMANICUS gegen die CHERUSKER und ihre Verbündeten. Bei dieser Gelegenheit machten die ANGRIVARIER einen Aufstand, der aber gründlich danebenging. (Mehr üben!)
Später, als es bei den CHERUSKERN auch nicht mehr lief, rissen sie sich das Gebiet der BRUKTERER (nördl. der Lippe und an den Quellen der Ems) unter den Nagel.
c) BRUKTERER: einstmals wichtigster Stamm im Lippegebiet
Stammesgebiet: zwischen mittlerer Ems und Lippe
Die BRUKTERER nahmen am Aufstand gegen die Römer teil. Recht so!
Ende 1. Jh: vernichtende Niederlage gegen die ANGRIVARIER und CHAMAVEN;Vertreibung; der traurige Rest floh zu den TENKTERERN.
d) TENKTERER:
Stammesgebiet: ursprünglich auf der rechten Seite des Niederrheins
58 v. Chr: Die TENKTERER werden zusammen mit den USIPETERN (die weiter südlich siedeln) von den SUEBEN (unter der Führung von ARIOVIST) vertrieben. In ihrer Not überquerten sie den Rhein und wurden von CAESAR aufgerieben. Wahrlich eine "große" Tat, Flüchtende niederzumachen! Diejenigen, die auch dieses Gemetzel überlebt hatten, flüchteten zu den SUGAMBRERN, die jenseits des Rheins wohnten.
e) SUGAMBRER:
Stammesgebiet: zwischen Rhein und Lippe
55 v. Chr: Die SUGAMBRER weigern sich beharrlich die zu ihnen geflohenen TENKTERER und USIPETER an die Römer auszuliefern. Gut gemacht!
16 v: SUGAMBRER, TENKTERER, USIPETER fallen gemeinsam in Gallien ein. Alte Freundschaft verbindet! Dort wurden sie von einer römischen Reiterbateilung verfolgt. Das war ein Fehler, denn die Römer wurden geschlagen. Daraufhin rückte gleich die ganze 5. Legion an (!). Auch das war ein Fehler! Auch die Legion wurde geschlagen (dies allerdings vernichtend!), obwohl zahlenmäßig in der Überzahl. Reife Leistung! Als Souvenir an dieses "nette" Renkontre nahmen die Germanen den Legionsadler mit! Kann man ja vielleicht daheim für irgendwas brauchen. Da sie aber keine Lust hatten, sich mit noch einer Legion anzulegen, zogen sie sich über den Rhein zurück. Später-als die Luft rein war-fielen sie erneut in Gallien ein (nach dem Motto: Alle Jahre wieder...). Erst 8 v. Chr. wurden sie unterworfen und gaben Ruhe, nachdem die Römer mehrere Strafexpeditionen geschickt hatten.
TIBERIUS siedelte danach 40 000 SUGAMBRER an die Maas um. Aus den Resten im rechtsrheinischen Gebiet entstanden die MARSER,ebenfalls eingeschworene Feinde der Römer. Wen wundert's?
(Ich bin sicher, die SUGAMBRER und ihre Kumpel trinken heute noch in WALHALL auf ihren Sieg!)
f) UBIER: romfreundliche Kollaborateure!
Stammesgebiet: südlich von den SUGAMBRERN; Vorland des rhein. Schiefergebirges
Die UBIER trieben Handel mit den Römern, stellten Hilfstruppen und zahlten brav Tribut! Klar, daß sie sich damit keine Freunde bei den anderen Germanen machten.
38 v: Die UBIER werden auf die andere Rheinseite umgesiedelt (in das Gebiet des heutigen Köln).
Gründe: Grenzsicherung; die eigene Sicherheit!
g) CHATTEN:
Stammesgebiet: südlich von den CHERUSKERN; an Fulda und Lahn
Sie nahmen zeitweise das Gebiet der UBIER in Besitz. Waren sehr kriegerisch; ständige Kämpfe mit Nachbarn! Feindschaft zu den CHERUSKERN (dennoch nahmen sie am Aufstand teil!); mischten bei den Abwehrkämpfen gegen die Römer mit (14-16 n.)
15 n: Ihr Hauptort MATTIUM wird von den Römern zerstört.
90 n: Die CHATTEN vertreiben den romfreundlichen CHERUSKERKÖNIG CHARIOMERUS. Wäre besser nicht romfreundlich gewesen!
(Der Name "Hessen" leitet sich von den CHATTEN ab. Die sind übrigens auch meine Vorfahren, da ich in Südhessen geboren bin. Römer gab es zu der Zeit aber keine mehr. Born too late!)
h) BATAVER: Abspaltung vom Stamm der CHATTEN wegen eines Streits;
1. Jh: an der Rheinmündung
12 v: von DRUSUS unterworfen; treue Verbündete Roms; gute Kämpfer, Reiter und Schwimmer; wurden gern in die Auxilia aufgenommen; stellten Leibwache der Kaiser.
Z.z. des Aufstandes unter ARMINIUS kämpften sie auf römischer Seite. Verräter!
16 n: Tod des CHARIOVALDA, der auf einem Feldzug des GERMANICUS fiel.
69/ 70 n: Aufstand der batavischen Hilfstrupen (war wohl doch nicht so toll bei den Römern!)
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A. STRASSMEIER/ A. GAGELMANN: DAS HEER DES ARMINIUS-GERMANISCHE KRIEGER ZU BEGINN DES 1. NACHCHRISTLICHEN JAHRHUNDERTS (HEERE UND WAFFEN 11), Berlin 2009, S. 6 ff.
(Das Buch enthält sehr schöne Illustrationen.)
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The SIR


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