Murmillo-Archiv

Samstag, 30. November 2013

BEST OF SENECA: DE VITA BEATA

WAS IST GLÜCK?

CAP. IV, 2:
Licet ita finire (Man kann es so definieren; bestimmen), ut beatum dicamus hominem eum (daß wir diesen Menschen glücklich nennen), cui (dem) nullum bonum malumque sit (kein Gut und kein Übel ist; für den es kein...gibt) nisi bonus malusque animus (außer eine gute und schlechte Seele), honesti cultorem (den Freund des sittlich Guten; der ein Verehrer des Guten ist; ein moralisch integerer Mensch), virtute contentum (den mit der "Tugend" Zufriedenen; der allein mit der Tugend zufrieden ist), quem (den) nec extollant fortuita (den weder die zufälligen Dinge erheben; überheblich machen) nec frangant (noch brechen), qui (der) nullum maius bonum (der kein größeres Gut) eo (als dieses), quod (das) sibi ipse dare potest (er sich selbst geben kann; verleihen kann), noverit (kennt; konsekutiver Nebensinn; der von der Art ist, daß...), cui vera voluptas (dem die wahre Lust; für den das wahre Vergnügen) erit voluptatum contemptio (die Verachtung der Lüste sein wird; in der Verachtung (billiger) Vergnügungen besteht; Paradoxon).
---
Leider entsprach sein Zögling NERO so ganz und gar nicht diesem Bild. Kaiser NERO war nämlich von keiner Moral belastet und liebte die "voluptates" sehr. Er war geradezu deren Knecht, doch, wie ich NERO einschätze, ließ er sich ganz gern verknechten.
SENECA hingegen strebt Autonomie an. Diese erlangt man, wenn man sich aus der Knechtschaft der Lüste befreit. Aus SENECA spricht natürlich auch der alte Mann, der nicht mehr so viele "voluptates" hat.
---
CAP. V: WIE GELANGT MAN DAHIN UND WIE IST DAS GLÜCK BESCHAFFEN?
ergo exeundum ad libertatem est (daher muß man hinausgehen zur Freiheit.) Hanc (Diese) non alia res tribuit (verleiht (gibt) keine andere Sache; nichts anderes) quam fortunae neglegentia (als die Nichtbeachtung des Schicksals; die Gleichgültigkeit gegenüber dem Schicksal; die Verachtung des Schicksals). Tum illud orietur inaestimabile bonum (Dann wird jenes unschätzbare Gut entstehen), quies mentis (die Ruhe des Geistes) in tuto collocatae (der in Sicherheit "aufgestellt ist"; wörtlich: eines in S. aufgestellten Geistes; der sich in Sicherheit befindet) et sublimitas (und die Erhabenheit) expulsisque erroribus (und nachdem/ wenn die Irrtümer vertrieben worden waren/ sind) ex cognitione veri (aus der Erkenntnis des Wahren; aufgrund) gaudium grande et immotum (eine große und unerschütterliche Freude) comitasque (und Freundlichkeit; Heiterkeit) et diffusio animi (und Gelassenheit des Geistes; "innere Gelöstheit"), quibus (an denen) delectabitur (er erfreut werden wird) non ut bonis (nicht wie an Gütern), sed (sondern) ex bono suo ortis ((wie) an aus seinem eigenen Gut/ Gut-Sein entstandenen (Gütern).-
---
Was will der Philosoph?-Er will sich innerlich befreien. Wie geht das?- Indem man die Schicksalsschläge verachtet.- Was kriegt man dafür?-Ruhe der Seele oder Seelenruhe. Außerdem: Erhabenheit, große Freude, die zudem unerschütterlich ist, Heiterkeit, Gelassenheit (Kontenance). Voraussetzungen dazu: Irrtümer vertreiben durch Erkenntnis der wahren Dinge.-Folge: Man freut sich daran. Diese Freude kommt nicht von äußeren Dingen, sondern aus seinem eigenen Selbst, das/ wenn es gut ist.
---
Mann, ist das kompliziert. Kein Wunder, daß NERO lieber Parties feierte.
---
PHILOSOPHANDUM EST!


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen