Murmillo-Archiv

Freitag, 8. August 2014

WENN STEINE REDEN: FUENCALIENTE (2)

Wie wir bereits erwähnt haben, stammen die Felsbilder von Fuencaliente aus der Zeit zwischen 4000 und 2000 v. Chr. Wie konnte sich die Farbe so lange Zeit halten? HERBERT KÜHN gibt darauf folgende Antwort: Erstens gab es an manchen Stellen Überhänge, so daß die Bilder vor der Witterung geschützt sind. Dennoch gibt es genug freie Stellen. Zweitens geht die Farbe mehrere Millimeter ins Gestein hinein und hat sich mit ihm verbunden.
Der Fries hat eine Gesamtlänge von 21, 6 m. KÜHN schreibt:
"Es gibt nichts Wirkliches, nichts Reales-es ist eine Welt der Vorstellung, der Begriffe, der Ideen. Innerhalb der Kunst der Vorzeit Europas kann das nur eine spätere Epoche sein. Die Abstraktion ist immer später als das Reale, in der Sprache, im Denken ebenso wie in der Kunst."
Hauptsächlich sind es Gestalten der Menschen, es gibt nur drei Tiere:
"Auch die Tierbilder sind abkürzend, verändernd, blockhaft, aber sie treten zurück. In der Kunst der Eiszeit herrschten sie vor, in dieser Kunst des Neolithikums sind sie kaum noch vorhanden."
Und weiter heißt es:
"Es ist nicht mehr die Welt der Jäger, es ist die Welt der Ackerbauer."
Die Menschen dieser Zeit versammelten sich auf den Höhen, sie stiegen nicht mehr hinab in die Höhlen. Der Grund war dieser:
"Der Mensch jener Zeit steht vor der Frage der Existenz, vor der Frage von Geburt und Tod. Seine eigenen Kräfte reichen nicht aus, das Dasein zu bewältigen, also braucht er die Hilfe er Gottheit."
Die Bilder sind Gebete um Fruchtbarkeit.
Weiterhin dargestellt sind: 4 Bäume; Regenwolke (waagrechter Strich mit senkrechten Linien); Kreise mit Strichen nach außen (Hütten mit Menschen?).
"Doch die Gestalten der Menschen sind klar zu erkennen, aber es sind Gestalten in Symbolen, in Zeichen, in einer Art Schrift." (vgl. auch die frühesten Hieroglyphen; das Zeichen "ti"=Mensch in der frühesten chinesischen Schrift).
Manche Gestalten tragen Kopfschmuck (Häuptlinge; Priester). Männliche und weibliche Gestalten stehen oft nebeneinander; Breuil deutete dies als Indiz für die Einehe!
Über die Zeichen äußert sich Kühn wie folgt:
"Aber diese Zeichen sind die Ursprache der Menschheit, die Urschrift des Geistes, sie sind die Ursymbole von Leben und Tod, von Sein und Nichtsein."
Die Menschen jener Zeit standen , so Kühn, ehrfürchtig vor diesen Bildern, die sie als etwas Heiliges ansahen. Über die Priester lesen wir:
"...sie malten sie flehten, sie sangen, sie beschworen, sie tanzten. Es ging um Fruchtbarkeit in trockenen Jahren, es ging um das Leben, um das Bestehen, um das Sein.
Mit diesen Bildern sprachen sie zu der Gottheit..."
Kühn gibt eine zweite Deutung der Kreise mit den Strichen: Familien bzw. "Gruppen, die zusammen leben".
Und der Professor schwärmt:
"...wir fühlen uns nahe den Urgedanken der Menschheit."
Und schwärmt weiter am Schluß des Kapitels:
"Und wir empfinden ganz das In-sich-Vollendete dieser Kunst, die das Ganze aussagt in der Zusammenfassung. Der Mensch ist immer vollendet in seiner Hinwendung zum Urgrund aller Dinge, zur Wurzel des Seins." (Herbert Kühn)
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Also: immer schön den Urgrund suchen!
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by centurio



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