Murmillo-Archiv

Dienstag, 23. Dezember 2014

LECTIO OCTAVA: L. ANNAEUS SENECA: DE CLEMENTIA, LIBER I, 17, 1f.: ÜBER GUTE UND SCHLECHTE ÄRZTE

BENE VOBIS SIT!=HI! AMICI, STUDIOSI STUDIOSAEQUE, COMITATUS MEUS (Meine Gefolgschaft), AUSCULTATE, QUOD SENECA PHILOSOPHUS DICIT:

"Morbis medemur nec irascimur; atque et hic morbus est animi; mollem medicinam desiderat ipsumque medentem minime infestum aegro. Mali medici est desperare, ne curet..."
IN LINGUAM GERMANORUM CONVERSUM:
"Wir heilen Krankheiten und zürnen nicht; es handelt sich ja auch hier um eine Krankheit der Seele; daher erfordet sie eine sanfte Medizin und genau den Heilenden, der dem Kranken am wenigsten feindselig ist (oder: der für den Kranken am wenigsten beunruhigend ist; wörtlich: gerade den für den Kranken am wenigsten bedrohlichen Arzt). Es ist eines schlechten Arztes (es ist Zeichen eines schlechten Arztes) zu verzweifeln (oder: den Kranken aufzugeben), um nicht heilen zu müssen (oder: so daß er nicht heilt)."
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Also, Freunde: Ein Arzt, der mit seinen Patienten rumschreit, ist "nix gutt Arzt", vielleicht bestenfalls Militärarzt, so nach dem Motto: Brust raus, Bauch rein, reißen Sie sich zusammen, Mann, sie sind wehrtauglich.
 Da aber bei Krankheiten-so SENECA-die Psyche eine große Rolle spielt, ist sensibel vorzugehen. SENECA selbst verstand sich als Seelenführer (Psychagoge).
Unser alter Dorfarzt war ein solcher "Vieh-dok-ter". Von ihm konnte man wirklich sagen: Leichen pflastern seinen Weg.
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Übrigens: Ein "desperatus" ist ein aufgegebener Kranker.
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UT BENE SIT VOBIS! (möge es euch wohlergehen)



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