Murmillo-Archiv

Mittwoch, 7. Oktober 2015

OVID, AMORES I, 10: ADDENDUM

Interpretationsansatz: Corinna steht für die Schlechtigkeit der Welt-Ovid steht für die bessere Welt der Dichtung.

Welt der CORINNA, seit sie sich verändert hat (die war wohl schon immer so): materialistisch, habgierig, berechnend, vorteilsorientiert, zieht die Liebe in den Dreck bzw. entweiht sie, hat unschöne Seele, ist verräterisch, oberflächlich, egoistisch, verabscheuenswürdig, also subhuman und morallos etc. pp.
Welt des Dichters (antithetisch dazu):  immaterialistisch, schön, rein, liebevoll, selbstlos, moralisch, weihevoll, geht Dingen auf den Grund etc. pp. (also ein wenig vertrottelt und weltfremd, aber liebenswert).
Es ließen sich hieraus zahlreiche Gegensatzpaare bilden wie "materialistisch, habgierig---immaterialistisch" etc.
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Wer aber triumphiert? Das billige Flittchen, nicht der große Dichter.- Doch ist ihr Triumph-so redet er es sich  wenigstens ein- nur ein scheinbarer und falscher, der um viele Widerwärtigkeiten erkauft ist. Er ist der moralische Sieger (wovon er sich allerdings wenig kaufen kann), sie ist es tatsächlich (aber um welchen Preis!).-Wie heißt es doch so schön:
The pious ones can never rule.
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OVID, der große "Frauenversteher", will m. E. einfach nicht begreifen, daß das weibliche Geschlecht nicht so sehr zum moralischen Rigorismus tendiert wie die Männer. Statt dies einfach als Tatsache hinzunehmen, zieht er es vor, als Weiberknecht zu leiden und zu scheitern. Der strenge VERGILIUS hingegen war da schon einen Schritt weiter: Er hatte begriffen und akzeptiert, daß  "VARIUM ET MUTABILE SEMPER FEMINA" (Aen. 4, 563).----Es gibt schließlich in diesem Kosmos wichtigere Dinge, als seine Energien an die Launen des Weibes zu verschwenden, heißt es doch auch: MINIMA NON CURAT PRAETOR.
Nun, OVID war kein Prätor, sondern ein weicher Dichterling. Hätte er mal besser (wenigstens ab und zu) seine Finger von den "Röcken" gelassen. Man sieht ja, wohin es ihn geführt hat: Direkt ans Schwarze Meer.
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decurio

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