Murmillo-Archiv

Mittwoch, 23. März 2016

SENECA: BRIEF 70, 3-4

Wir Toren glauben, daß jene (Grenze) eine Klippe ist: sie ist (vielmehr) ein Hafen, bisweilen zu erstreben, niemals (aber) abzulehnen; wenn irgendwer zu dieser in den ersten (frühen Jahren) "hingebracht" worden ist (verschlagen wurde), darf er nicht mehr klagen, als wer schnell gesegelt ist. Denn mit dem einen, wie du weißt, spielen die träegen Winde (sie halten ihn zum Narren), den anderen trägt ein beharrlicher Wind (eine Brise) schnell zum Ziel. Glaube (mir), daß dasselbe uns passiert: die einen führt das Leben schnell dahin, wohin auch den Zögernden zu kommen war (wohin auch die Langsamen kommen mußten), die anderen machte es müde und "kochte" sie (durch) (Bild aus dem Gerber-und Färberwesen). Dieses (das Leben) ist, wie du weißt, nicht immer (unbedingt; unter allen Umständen) festzuhalten; denn es ist nicht ein Gut zu leben, sondern richtig (im philosophischen Sinne) zu leben.
Daher lebt der Weise, wieviel er muß, nicht wieviel er kann. Er wird sehen (danach sehen; schauen), wo er leben wird, mit welchen, wie, was er tun wird.
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decurio

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