Murmillo-Archiv

Mittwoch, 30. März 2016

SENECA: BRIEF 76, 10-11

Was ist das Eigene beim Menschen? Die Vernunft: diese, falls recht und vollendet (ausgebildet), erfüllt das Glück des Menschen (gnomisches Perfekt; nicht komisches!). Wenn also jedes Ding, wenn es sein eigenes Gut vollendet hat, lobenswert ist und zum Ziel (Endzweck) seiner Natur (seines Wesens) gelangt (hingekommen, gelangt) ist, dem Menschen aber sein (ihm eigentümliches) Gut die Vernunft ist, (dann) ist er, wenn er diese vervollkommnet hat, lobenswert und hat das Ziel (den Zweck) seiner Natur berührt (erreicht). Diese vollkommene Vernunft wird Tugend genannt (nennt man "Virtus"; griech: areté) und dieselbe ist das sittlich Gute (das höchste Gut; das Gute an sich; das "HONESTUM"=das SCHÖNWAHRGUT).
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Deswegen ist dies das einzige Gut im Menschen, das als einziges "des Menschen" ist (ihm gehört); nun fragen wir nämlich nicht, was das Gut(e) sei (ist) (was ein Gut sei), sondern was das Gut des Menschen (für den Menschen) sei (ist). Wenn es kein anderes für den Menschen gibt als die Vernunft, (so) wird diese sein einziges Gut sein, doch abzuwägen sein (verglichen werden muß mit) gegen die anderen (sonstigen Güter). Wenn irgendeiner böse ist, glaube ich, wird er getadelt; wenn gut, glaube ich, gebilligt. Dies ist also beim (im) Menschen das erste und einzige, wodurch er gebilligt (gelobt) und getadelt wird.
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Alles gut!
decurio

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