Murmillo-Archiv

Samstag, 12. März 2016

SENECA: EPISTULA 35, 3-4

Es kommt zu uns von diesen, die wir lieben, auch als Abwesende Freude, aber diese ist leicht und kraftlos. Der Anblick und die Gegenwart und der Umgang hat irgendetwas von lebendiger Freude, jedenfalls wenn du nicht nur denjenigen, den du möchtest, sondern wie beschaffen du ihn möchtest, siehst. Bring dich daher mir, als ein großes Geschenk, und, damit du dadurch dich mehr einsetzt (dies eifrig betreibst), bedenke, daß du sterblich bist, ich (aber) ein alter Mann (bin). Eile zu mir, doch zu dir früher. Schreite voran und vor allem kümmere dich darum (sorge dafür), daß du dir gleich bleibst (konsequent bleibst; dir treu bleibst; mit dir übereinstimmst). Sooft du in Zukunft prüfen willst, ob irgendwas (von dir) getan (vollbracht) worden ist, beobachte (erwäge), ob du heute dieselben Dinge (dasselbe) willst, welche gestern (wie gestern) (scil: welche du gestern gewollt hast). Der Wechsel des Wollens zeigt an, daß der Geist "schwimmt" (schwankt), daß er bald hier, bald dort erscheint (sich zeigt), je nachdem wie der Wind ihn fortträgt. Nicht streift umher, was fest und gegründet ist. Diese wird dem vollkommenen Weisen zuteil (kommt nur dem...zu), bis zu einem gewissen Grad auch dem "Fortschreitenden" und dem "Fortgeschrittenen" ("dem fortgeschritten Seienden")(scil: in der Weisheit). Was macht das für einen Unterschied? (Was liegt daran?) Dieser wird zwar bewegt, dennoch geht er nicht "hinüber" (scil: zu einem anderen Platz; in eine andere Richtung), aber er schwankt (dabei) auf seinem Platz; jener (aber) wird nicht einmal bewegt. Lebe wohl.
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Der vollkommene Weise ist---tot, aber von äußerster Konsequenz.
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Übersetzung wie immer: by the one and only
decurio Arminius (Ausbilder und Menschenfreund)

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