Murmillo-Archiv

Sonntag, 13. März 2016

SENECA: EPISTULA 47, 1-4

Gern (mit Freude) habe ich von diesen, die von dir kommen erfahren, daß du vertraut mit deinen Sklaven lebst; dies ziemt sich für deine Klugheit, deine Bildung. Es sind Sklaven. Ja sogar Menschen. Es sind Sklaven. Nein vielmehr Haugenossen. Es sind doch Sklaven. Nein vielmehr niedrige Freunde. Es sind doch nur Sklaven. Ja sogar Mitsklaven, wenn du bedenkst, daß dem Schicksal gegenüber beiden genausoviel frei steht (erlaubt ist; d. h. beide sind gleichermaßen dem Schicksal unterworfen). Daher lache ich über diese, die es für schändlich halten, mit ihrem Sklaven zu essen: warum, außer weil eine sehr hochmütige Sitte den speisenden Herrn eine Schar (um ihn) stehender Sklaven umgibt? Er frißt mehr, als er fassen kann, und durch seine ungeheure Gier überlädt er den auseinandergedehnten und seiner "Aufgabe des Bauches" (natürliche Verdauung) entwöhnten Magen, so daß er mit größerer Mühe alles herausschafft (mit einem Brechmittel), als er hineingeschafft hat. Doch den unglücklichen Sklaven ist es nicht einmal zu diesem (dazu) erlaubt, die Lippen zu bewegen, daß sie sprechen; durch die Rute wird jedes Gemurmel unterdrückt, und nicht einmal unbeabsichtigte Dinge sind von den Schlägen ausgenommen (werden von Schlägen verschont), (wie z. B.) Husten, Niesen, Schluckauf; mit großem Übel wird das durch irgendein Wort unterbrochene Schweigen gebüßt (bezahlt); die ganze Nacht bleiben sie nüchtern und stumm stehen. So geschieht es, daß diese über den Herrn reden, denen es nicht erlaubt ist vor dem Herrn zu sprechen. Aber jene, denen nicht nur vor den Herren, sondern auch mit ihnen selbst "ein Gespräch" (möglich) "war", deren Mund nicht "zusammengenäht" wurde, waren bereit, für ihre Herren den Nacken darzubieten (den Hals zu riskieren), eine drohende Gefahr auf ihr Haupt zu ziehen; bei den Gastmählern sprachen sie, aber bei den Foltern (auf der...) schwiegen sie.
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by decurio

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