Murmillo-Archiv

Freitag, 21. Juni 2013

BIBRACTE (TEIL 4): WAS WAR BISHER GESCHEHEN?

The sorry end...

1.) Caesar setzt sich von den Helvetiern ab und marschiert auf BIBRACTE.
(Die Stadt wurde später von Augustus in die Ebene verlegt und in Augustodunum umbenannt (heute Autun, Department Saône-et-Loire); s. BANGE-Ausgabe, S. 24)
2.) Diese ändern ihren Plan, machen kehrt und greifen "von der Nachhut her" an.
3.) Caesar führt seine Truppen auf den nächstgelegenen Hügel.
4.) Dort stellt er auf halber Höhe die "acies triplex" auf, bestehend aus 4 Legionen alter Haudegen. Zwei neue Legionen positioniert er ganz oben auf dem Hügel. Diese sollten das Gepäck (sarcinae) schützen und waren wohl so etwas wie eine eiserne Eingreifreserve. Man kann ja nie wissen.
5.) Etwas nordöstlich davon stellten die Helvetier ihren Troß (impedimenta) ab.
6.) Dann bildeten die Helvetier eine "Phalanx" und warfen die römische Reiterei zurück.
7.) Als nächstes rückten sie hügelaufwärts (von West nach Ost) gegen die erste Reihe der Römer vor.
8.) Caesar läßt die Pferde wegschaffen.
8.) Die Legionäre werfen ihre Pilen von oben. Die Pilensalve tut ihre Wirkung und reißt verheerende Lücken in den Reihen der Helvetier.
9.) Als die Phalanx gesprengt war und wankte, griffen die Legionäre mit gezogenen (gezückten) Schwertern an. Viele Helvetier mußten ihre Schilde wegwerfen, da durch die Pilen unbrauchbar geworden. Unbeschildet und erschöpft begannen sie zu weichen.
10.) Die Helvetier zogen sich nun auf einen Hügel zurück, der etwa 1,5 km südwestlich der Stellung der Römer lag.
11.) Die Römer rücken daraufhin von unten gegen diesen Hügel vor.
12.) An dieser Stelle des Kampfes greifen die Bojer und Tulinger ein. Diese haben ca. 15 000 Mann und bilden die Nachhut der Helvetier. Die Bojer und Tulinger greifen nun die Römer aus der Bewegung heraus ("ex itinere") von Norden her in der ungedeckten Flanke an (also auf der rechte Seite).
13.) Den Römern drohte für kurze Zeit eine Einkesselung. Also bildeten sie mit der dritten Reihe eine Art Sperre oder Auffangstellung (im rechten Winkel zu ihrer Front) gegen die von Norden anrückenden Bojer und Tulinger.
14.) Die restlichen Helvetier auf dem Hügel sahen dies, freuten sich und bekamen, wie man so schön sagt, wieder "Oberwasser". Also "chargten" sie wieder hügelabwärts.
15.) Die Römer mußten also nach zwei Seiten hin kämpfen, nach Norden, um die Bojer und Tulinger aufzuhalten, und nach Südosten hin, um gegen die Helvetier zu kämpfen, die erneut zurückgeschlagen wurden (2:0 sozusagen).
CAESAR schreibt:
Ita (So; auf diese Weise) ancipiti proelio (in unentschiedenem Gefecht) diu et acriter (lange und hart; unerbittlich) pugnatum est (ist gekämpft worden; kämpfte man). Diutius cum (Als/ weil sie länger) sustinere (aushalten) nostrorum impetus (die Angriffe der Unsrigen; den Angriff) non possent (nicht konnten), alteri (die einen) se (sich), ut coeperant (wie sie begonnen hatten), in montem (auf den Berg) receperunt (zogen zurück), alteri (die anderen) ad impedimenta (zum Troß) et carros suos (und zu ihren Wagen) se contulerunt (begaben sich). Nam (Denn) hoc toto proelio (in dieser ganzen Schlacht), cum (obwohl) ab hora septima (von der 7. Stunde) ad vesperum (bis zum Abend) pugnatum sit (gekämpft worden ist), aversum hostem (einen fliehenden Feind=den Rücken des Feindes; die Feinde von hinten) videre nemo potuit (konnte niemand sehen). Ad multam noctem (Bis tief in die Nacht) etiam (auch; sogar) ad impedimena (beim Troß) pugnatum est (wurde gekämpft), propterea quod (deswegen weil) pro vallo (anstelle eines Walles) carros obiecerant (sie die Wagen entgegengestellt hatten; erg: uns; vorgezogen hatten) et e loco superiore (und von erhöhtem Ort aus) in nostros venientes (gegen die Unsrigen, die ankamen) tela coniciebant (Wurfgeschosse warfen) et nonnulli (und einige) inter carros et rotas (zwischen den Karren und Rädern) mataras et tragulas (Wurfspeere und Wurfspieße (mit Schleuderriemen) subiciebant (von unten hervorschleuderten) nostrosque vulnerabant (und die Unsrigen verwundeten). Diu cum (Als lange) esset pugnatum (gekämpft worden war), impedimentis castrisque (des Trosses und des Lagers; Lat: Ablativ!) nostri (die Unsrigen) potiti sunt (bemächtigten sich).
(...)
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Bleibt noch dies zu erwähnen: Bei diesem Kampf wurde die Tochter des ORGETORIX und einer seiner Söhne gefangen. Ob das junge Fräulein wohl "mitgemischt" hat?
Insgesamt blieben 130 000 Menschen übrig, die noch in derselben Nacht abzogen. Die Römer verfolgten diese nicht, da sie ihre Wunden versorgen und die Toten beerdigen mußten. Erst nach drei Tagen folgten die Römer nach.
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CAESAR: GALLISCHER KRIEG I, 26.
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ancipiti proelio: "BANGE" übersetzt: in einer Doppelschlacht (halte ich für nicht gut)
diutius: nimmt "diu" auf; betonte Stellung: nicht mehr länger!
aversum: hervorgehoben!
etiam=sogar noch (steigernd)
obicere=entgegenwerfen
conicere=schleudern
matara: keltischer Wurfspieß
tragula: Spieß mit Schwungriemen!
(KLETT)
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anceps proelium: ein Kampf nach zwei Richtungen
impetus: Plural!-Stöße, Vorstöße
hoc toto proelio: abl. temporis; durch cum-Satz näher bestimmt
cum: konzessiv
ab hora septima: die 7. Tagesstunde beginnt mittags (also zwischen 12 und 13 Uhr)
aversum hostem: "aversum" hat den Ton;=terga hostium
obicere=davorstellen, auffahren
carros: sie bildeten eine Wagenburg
e loco superiore=desuper=von oben herab (der Troß stand auf einem Hügel, die Verteidiger meist auf den Wagen)
(TEUBNER-KOMMENTAR von 1902!)
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(für alle Fans von "ancient warfare")
SIR R

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