Murmillo-Archiv

Sonntag, 15. September 2013

File:Aristotle Altemps Inv8575.jpg

* 384 in Stagira (Thrakien)
+ 322 bei Chalkis (Euböa)

Aristoteles war ein griechischer Philosoph. Er gilt neben Sokrates und Platon als einer der wichtigsten Denker der europäischen Philosophie.
Aristoteles ("der Stagirit") war Sohn des Nikomachos, der als Leibarzt des Makedonenkönigs Amyntas II. arbeitete. Aristoteles war seit 367 v. Chr. bis zu dessen Tod Mitglied der Akademie Platons. Danach lebte er auf Einladung des Herrschers Hermias von Atarneus drei Jahre in Assos (Kleinasiens) und heiratete seine Adoptivtochter Pythia. 342 kehrte er an den makedonischen Hof zurück und wurde Erzieher des Thronfolgers Alexander (später Alexander der Grosse). Um 335 kehrte er wieder nach Athen zurück und lehrte im Lykeion. Daraus entstand dann eine eigene Schule, der Peripatos (genaue Gründung umstritten).
Aristoteles gründete weitere Einrichtung wie das Museum für Naturgeschichte (Museion) und eine Bibliothek. Nach dem Tod Alexanders (des Grossen) wurde Aristoteles' Position in Athen zunehmend schwierig. Gegen ihn wurde eine Anklage wegen Gottlosigkeit lanciert, wie wahrscheinlich politisch motiviert war.

Philosophisch wendet sich Aristoteles von Platons Ideenlehre ab und wendet sich der Welt der Erfahrungen, des Alltags und der Phänomene (Erscheinungen) zu. Aristoteles wollte die Welt des Alltags durch eine Theorie, die auf einem System von Aussagen basierte, verstehbar zu machen. Eine solche Theorie bedient sich allgemeiner Sätze, in denen jedes Einzelding (Phänomen) als Exemplar seiner Gattung (Wesen) bestimmbar ist. Aristoteles sammelte über die Phänomene historisches und naturkundliches Erfahrungswissen und ordnete es dann in einer formalen Logik (beeinflusst durch die Dialektik). Deren Kernstück ist die Syllogistik, die Lehre vom logischen Schliessen.
Da für Aristoteles Denken und Sein notwendig zusammenhängen, ist für ihn die Logik zwangsweise gültig.

Bei der Sammlung und Ordnung der Fakten geht Aristoteles so weit, dass er sie durch Rückführung auf allgemeine Prinzipien erklären will. Aus diesen Axiomen (oberste wahre Sätze) können dann wieder Einzelerkenntnisse hergeleitet (deduziert) werden. Diese Prinzipien bzw. Sätze werden in der "Metaphysik" genauer untersucht, darunter der Satz vom ausgeschlossenen Widerspruch und der Satz von der Existenz eines unbewegten Bewegers).
Aristoteles entwickelt in der Metaphysik von der griech. Alltagssprache ausgehend einen differenzierten begrifflichen Apparat, wobei er die Erkenntnisse der Vorsokratiker und Platons berücksichtigt und einbaut. Dabei kommt es zur Bildung von Begriffspaaren wie Substanz-Akzidenz, Stoff-Form, Potenz-Akt.
Aristoteles versucht, mit Hilfe der Begriffe Stoff-Form das zentrale Problem der griechischen Philosophie, nämlich die Bestimmung des Verhältnis' des Vielen zum Einen (der wechselnden Mannigfaltigkeit der Erscheinungen/des Seienden zum Sein) durchzuführen, indem er das Werdende (Bewegung, Geschehen) als Verwirklichung einer Möglichkeit in der Erscheinung darstellt. Die Möglichkeit ist die Potenz, die Verwirklichung dieser Möglichkeit die Form.
Als Beispiele könnten das Verhältnis Same - Pflanze oder Material - Kunstwerk dienen.
Bei jedem Ding ist (wird) seine Entelechie, die Zielbestimmung des sonst völlig unbestimmten Stoffes (Materie). Auf der Suche nach der Ursache des Werdens (Bewegung) führt Aristoteles alle Bewegung auf ein erstes, selbst unbewegtes Bewegendes zurück, den sogenannten unbewegten Beweger, den man auch reine Form oder vollkommenes Sein nennen kann. In ihm ist jede Möglichkeit zugleich Wirklichkeit.
Dieser unbewegte Beweger kann inhaltlich als reines Denken, Denken des Denkens oder Selbstbewusstsein bestimmt werden.
Aristoteles Werk zeichnet sich durch eine grosse Vielfalt aus. Neben theoretischen Bereichen wie Logik, Mathematik, Physik, Erster Philosophie (Metaphysik/Ontologie) und Theologie beschäftigte er sich auch mit Themen der praktischen Philosophie wie Ethik und Politik. Statt der Fragen des Sein und Werdens stehen hier Fragen des Masses und der Mitte zwischen zwei Extremen im Mittelpunkt (z. B. Feigheit - Tapferkeit - Tollkühnheit).
In der theoretischen Philosophie wird der Mensch als "vernünftiges Lebewesen" (zoon logon echon) dargestellt, in der praktischen als "gemeinschaftsbildendes Lebewesen" (zoon politikon).
Der Mensch kann seine Tugenden (Tüchtigkeiten) in Denken und Wollen nur im Gemeinschaftszusammenhang wie dem Stadtstaat (polis) verwirklichen. Der Staat muss dann aber auch die gleiche Zielsetzung haben wie der einzelne Mensch (z. B. Weisheit und Gerechtigkeit). Auf individueller Ebene werden diese Ziele durch Übung und Erziehung verwirklicht. Aristoteles vertraut aber anders als Planton weniger den Ideen. Als Staatsverfassung befürwortet Aristoteles eine mittlere.
In  seiner poietischen Philosophie vertritt Aristoteles eine Kunsttheorie, die Mimesis und ästhetische Zweckfreiheit in den Mittelpunkt stellt.
Das Werk des Aristoteles umfasst viele Schriften.
1. logische Schriften: Organon u. a.
2. naturkundliche Schriften: Physik u. a.
3. ethische Schriften: Politik, Nikomachische Ethik
4. ästhetische Schriften: Poetik, Rhetorik
5. Metaphysik

Literatur:
Flashar, Hellmut: Aristoteles. Lehrer des Abendlandes; München 2013
Düring, Ingemar: Aristoteles. Darstellung und Interpretation seines Denkens; Heidelberg 1966
Höffe, Otfried: Aristoteles; München 2006
Sandvoss, Ernst R.: Aristoteles; Stuttgart 1981
Seidl, Horst: Beiträge zu Aristoteles' Erkenntnistheorie und Metaphysik; Amsterdam 1984


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen