Murmillo-Archiv

Donnerstag, 30. Oktober 2014

MELDUNG AN ALLE HISTORISCH INTERESSIERTE: DOKU ÜBER DEN "FALL BARBAROSSA" (22. JUNI 1941: EINMARSCH DER WEHRMACHT IN RUSSLAND)

Am 18. Dezember 1940 gab Hitler die Weisung Nr. 21 heraus ("Fall Barbarossa"), die den Angriff auf die Sowjetunion befahl. Hierzu: Historische Doku-bislang 14 posts (Texte; stichpunktartig wegen der Menge des Stoffs) sowie einige eindrucksvolle Bilder: auf unserer Neuzeitseite "NOVA-AETAS. BLOGSPOT. DE".

BORNEMANN: LATEINISCHES UNTERRICHTSWERK B

Aus dem Vorwort zur 1. Auflage (April 1954): Dort kann man lesen:
"...Andererseits verlangt der ältere Schüler mit zunehmenden sprachlichen Erkenntnissen größere Zusammenhänge, die ihm zeigen, daß das Lateinische auch heute noch eine Sprache ist, in der man sich geistig bewegen kann."
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Hört, hört!-Was ist denn "der ältere Schüler"?-Ein altes Kind Marke "Wisserle"?-Die meisten Schüler haben überhaupt keine sprachlichen Erkenntnisse-und schon gar nicht zunehmende!-Auch bewegen sie sich geistig so gut wie nicht. Der heutige Schüler will vor allem eines: schmerzfrei konsumieren.
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Aber es geht noch weiter:
"Denn wer sofort zum Höhenflug ansetzt, wie das in den neueren Sprachen möglich ist, wird infolge der mannigfaltigen Flexion des Lateins und seines vielschichtigen Satzbaus kläglich zu Fall kommen."
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Was für Höhenflüge? Ich kenne keinen Schüler der dazu ansetzt; höchstens zum Abflug vom Gymnasium mit anschließender Bruchlandung.-Fürchtet also die "mannigfaltige Flexion des Lateins"!
Letztendlich könnt ihr machen, was ihr wollt: Ihr werdet sowieso "kläglich zu Fall kommen". No happy ending, as I always promised. Macht aber nix.
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"Die lateinische Sprache läßt sich nicht spielend erlernen, sie will in scharfem Nachdenken und mit zähem Fleiß erarbeitet sein..."
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Guter Witz! Schüler denken überhaupt nicht viel nach, und schon gar nicht "scharf". Auch besitzen sie keinen Fleiß (höchstens im Konsumieren, s.o.). Zäh sind sie schon gar nicht und was Arbeit ist, wissen die auch nicht.
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Euer Ausbilder





HINWEIS: RES ROMANAE: NEUE AUSGABE

Darin: ein Kapitel über das römische Germanien von Dr. B. Rudnick (Erweiterung): histor. Überblick-Limes-Belgica, Unter-u. Obergermanien-Verwaltung-Leben in Städten u. Siedlungen-auf dem Lande-Verkehrswege-Bestattungssitten-Ende/ Nachwirken der röm. Kultur.
Die "RES ROMANAE" erschienen zuerst 1960 und sind mehrfach überarbeitet worden. Sie sind ein wichtiges philologisches Hilfsmittel für den Lateinunterricht. Jeder Schüler sollte sie besitzen und vollständig durchlesen. 
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decurio

Dienstag, 28. Oktober 2014

LIBRI OBLATI

Hic liber CERAMII, qui "FAUCES ANGUSTIAE ET MONS NIGER" inscribitur, bonus esse mihi videtur. Quare accipio. Gratias ago.
Decurio

Samstag, 25. Oktober 2014

INTERN: AUSZUSONDERNDE BÜCHER

Folgende Bücher müssen ausgesondert werden. Bei Interesse bitte melden (nur für Firmenmitglieder):

Jeanne Bourin               Sie folgten dem Banner Gottes
                                      München 1993 (Droemer Knaur)
Al Ramrus                     Der Schwarze Palast
                                      Historischer Roman vor der exotischen Kulisse Ägyptens
                                      Bergisch Gladbach 1994 (Bastei Lübbe)
Andre Norton                Das Mädchen und der Magier
                                      Ein Roman aus der Hexenwelt (Terra Fantasy)
                                      Rastatt 1968 (Erich Pabel Verlag)
Rudolf Harms               Marco Polo
                                      Stuttgart (Bertelsmann Reinhard Mohn)
Kai Meyer                     Die Engelskrieger
                                      München 2000 (Wilhelm Heyne Verlag)
Anton Gill                      Vermächtnis des Pharao
                                      München 1992 (Droemer Knaur)
C. W. Ceram                   Enge Schlucht und Schwarzer Berg
                                       Entdeckung des Hethiter-Reiches
                                       Hamburg/New York 1955 (Rowohlt)
Siegfried Obermeier      Im Zeichen der Lilie
                                       Hamburg 1996 (Rowohlt)
So sprach der Weise      Chinesisches Gedankengut aus drei Jahrtausenden
                                       Berlin 1981 (Rütten & Loening)
C. W. Ceram                    Der erste Amerikaner 
                                       Hamburg 1972 (Rowohlt)

Freitag, 24. Oktober 2014

RÖMISCHE KAISER

Die römischen Kaiser führten verschiedene Titel und Bezeichnungen, weshalb der Kaiserbegriff so schwer fassbar erscheint.
Das hängt damit zusammen, dass Rom für lange Zeit stolz war, eine Republik (Res publica) zu sein und man nicht von einem König (Rex) regiert werden wollte. Die Kaiser führten deshalb mehrere Titel und Beinamen wie Imperatores, Principes und Caesares, die alle einen etwas anderen Bedeutungsgehalt hatten. 
Außerdem liebten die Römer Titel an sich.

Den ersten Schritt hin zur neuen Ordnung machte Gaius Iulius Caesar, der auch bei Sueton als erster der "Caesaren" genannt wird. Als erster Kaiser nach gemeiner Ansicht gilt aber sein Großneffe Gaius Octavi(an)us, genannt Augustus.
Caesar hatte für sich bereits den Titel Dictator perpetuus (also auf Lebenszeit) erworben, obwohl das Diktatorenamt nur für Notzeiten und auf kurze Zeit gedacht war. Daneben trug er den Imperator-Titel, was eigentlich Feldherr, aber allgemein auch Befehlshaber bedeutete. Man warf ihm vor, auch nach dem Titel Rex zu streben.
Diese recht offen angestrebte Machtfülle brach Caesar nicht nur symbolisch das Genick: Er wurde an den Iden des März 44 v. Chr. erdolcht.
Sein Nachfolger Augustus ging deshalb geschickter vor und tat so, als ob er die Republik wiederhergestellt hätte, wobei er gleichzeitig Titel wie Imperator, Princeps und Caesar führte bzw. weiterführte. Der Senat wurde zwar nicht abgeschafft, erhielt aber nur die Kontrolle über einige Provinzen, während Augustus die der anderen innehatte. Augustus sorgte natürlich dafür, dass seine Provinzien die mit den stärkeren Militäreinheiten waren.    
Mit der Zeit änderte sich die Herrschaftsstruktur des Römischen Reiches (Imperium Romanum) mehrfach. Ein deutlicher Einschnitt war die Neuordnung gegen Ende des 3. Jhd.s durch Diokletian, die angesichts der gestiegenen äußeren Bedrohung - z. B. durch Germanen und Perser - und durch innere Streitigkeiten notwendig erschien. Forscher sprechen auch von einer Reichskrise des 3. Jhd.s. Diokletian wendete äußerste Zwangsmaßnahmen an, die politisch und ökonomisch wenigstens einige der Instabilitäten auf Zeit beheben konnten.
In der Folge wurde die Regierung des Reiches auf 2 bzw. 4 Machtzonen aufgeteilt. Die Forscher nennen dieses System heute Dominat (im Ggs. zum Principat seit Augustus).





AUGUSTUS (Gaius Octavius)

27 v. - 14 n. Chr.

  • 63 v. in Rom geboren
  • Mutter: Nichte Caesars, Vater: Ritter, Statthalter von Mazedonien
  • von Caesar als Haupterbe adoptiert 
  • verkündet nach langem Bürgerkrieg Frieden im Römischen Reich
  • erster Kaiser nach de facto Abschaffung der Republik (Princeps, Imperator);
    de iure will er die Republik wiederhergestellt haben






TIBERIUS (Tiberius Claudius Nero)

14-37

  • 42 v. in Rom geboren
  • Julisch-Claudisches Haus (wie Caligula, Claudius, Nero)
  • verheiratet mit Julia, der Tochter des Augustus (erzwungen)
  • Verbannung wegen umstrittener Lebensweise und wohl auch wegen Intrigen
  • stand unter starkem Einfluss des Prätorianerpräfekten Sejan
  • trotzdem ein relativ klarer Blick für das innen- wie aussenpolitisch Erreichbare
  • gegen Ende seines Lebens liess Tiberius dissidente römische Aristokraten hinrichten und zog sich aus Rom zurück
  • laut Sueton schwere sexuelle Perversionen





CALIGULA (Gaius Iulius Caesar [Germanicus])

37 - 41

  • 12 n. Chr. vermutlich in Antium (Anzio) geboren 
  • als Kind Liebling der Soldaten (Spitzname "Caligula" von caliga, dem Soldatenschuh/-stiefel)
  • wurde nach langer Krankheit verrückt und grausam 
  • 39 kam es zur Niederschlagung einer Militärrevolte am Rhein 
  • 41 durch den Prätorianertribun Cassius Chaerea ermordet 


Dienstag, 21. Oktober 2014

CUM ROMANI IN GERMANIA ERANT (1): ALS DIE RÖMER NOCH IN GERMANY WAREN


LECTIO I

LEGIONARII TITUS VIBUS ET MARCUS AIUS (Die Legionäre Titus Vibus und Marcus Aius) post duo milia annos (nach 2000 Jahren) nos salutant (grüßen uns)

Nomina duorum militum (Die Namen zweier Soldaten) pugnae Varianae (der "Varianischen" Schlacht=Varusschlacht) (anno nono p. Chr. n. (im 9. Jahr nach Christi Geburt)) nobis nota sunt (sind uns bekannt). Nam loco proelii (Denn am Ort des Gefechts; auf dem Schlachtfeld) apud Kalkriese sito (bei Kalkriese gelegen) partes armaturae inventae sunt (sind Teile der Bewaffnung; Bewaffnungsgegenstände gefunden worden). In vagina gladii (Auf der Scheide eines Schwertes; auf einer Schwertscheide) nomen cuiusdam Titi Vibi (der Name eines gewissen Titus Vibus) e centuria Tadii (aus der Zenturie des Tadius) inscriptum est (ist daraufgeschrieben).
Item in hamis (Ebenso auf Haken), quibus (mit denen) loricam harmatam clauditur (der Kettenpanzer verschlossen wird) nomen scriptum est (ist ein Name geschrieben); Marcus Aius e centuria Fabricii (Marcus Aius aus der Zenturie des Fabricius.
Verisimile est (Es ist wahrscheinlich) hos milites (daß diese Soldaten) in bello Variano (im "Varianischen" Krieg) occidisse (umgekommen sind; gestorben sind).
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Idee
by decurio


Montag, 20. Oktober 2014

BIBLIOGRAPHIE: RÖMER IN GERMANIEN (5)


1.) G. L. CHEESMAN: The AUXILIA of the Roman Imperial Army, Oxford 1914.
2.) J. HARNECKER: ARMINIUS, VARUS und das Schlachtfeld von KALKRIESE, Bramsche 1999.
3.) K. KRAFT: Zur Rekrutierung der ALEN und KOHORTEN an Rhein und Donau, Bern 1951.
4.) J. KRIER/ F. REINERT: Das REITERGRAB von Heiligen-Die TREVERER und das röm. Militär in der frühen Kaiserzeit, Luxemburg 1993.
5.) E. KÜNZL: Unter den goldenen Adlern-Der Waffenschmuck des römischen Imperiums, Regensburg/ Mainz 2008.
6.) K. H. LENZ: RÖMISCHE WAFFEN, militärische Ausrüstung und militärische Befunde aus dem Stadtgebiet der COLONIA ULPIA TRAIANA (Xanten), Bonn 2006.
7.) G. SUMNER: ROMAN ARMY-Wars of the Empire, London 1997.
8.) R. WOLTERS: Die Schlacht im TEUTOBURGER WALD-ARMINIUS, VARUS und das römische Germanien, München 2009.
9.) H. J. UBL: "Was trug der römische Soldat unter dem Panzer?" in: Bayerische Vorgeschichtsblätter 71, 2006, S. 261-276.
10.) K. M. TÖPFER: SIGNA MILITARIA-Die römischen FELDZEICHEN in der Republik und im Prinzipat, Mainz 2011.
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decurio

TITUS VIBUS ET MARCUS AIUS: ZWEI TEILNEHMER DER VARUSSCHLACHT


Auf dem Schlachtfeld von KALKRIESE, dem wahrscheinlichen Ort der VARUSSCHLACHT, sind militärische Gegenstände gefunden worden, die sog. Benutzerinschriften enthalten. Hierbei handelt es sich um die Namen zweier Soldaten und ihrer Centurionen. Auf diese Weise grüßen uns nach über 2000 Jahren zwei Kriegsteilnehmer des berühmten "bellum Varianum":
1.) TITUS VIBUS: Ritzinschrift auf dem Mundblech einer Schwertscheide. Der Soldat diente in der Zenturie des TADIUS. Man sieht, wie der Legionär nach dem Pilenwurf sein Schwert zieht.
2.) MARCUS AIUS: Besitzervermerk auf Rückseiten zweier Verschlußhaken eines Kettenpanzers. Der Soldat gehörte zur Zenturie des FABRICIUS. Man sieht hier den Soldaten kurz vor dem Pilenwurf (Zungenpilum; Typ Oberaden).
Es ist sehr wahrscheinlich, daß die beiden "milites" in der Schlacht gefallen sind. R. i. p.
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Quelle: A. STRASSMEIER/ A. GAGELMANN: DAS HEER DES VARUS. Römische Truppen in Germanien um 9. n. Chr. Teil 1: Legionen und Hilfstruppen, Bekleidung, Trachtzubehör, Schutzwaffen; Heere und Waffen 14, Berlin 2011, S. 19.

Sonntag, 19. Oktober 2014

BIBLIOGRAPHIE: RÖMER IN GERMANIEN (4)

1.) H. LEHNER: VETERA, Ausgrabungen auf dem FÜRSTENBERG bei XANTEN, 1. Ausgrabungsbericht, in: Bonner Jahrbücher, 114, 115, 1906.
2.) DERS.: Das Römerlager VETERA bei XANTEN, Bonn, 1926.
3. DERS.: VETERA.Die Ergebnisse der Ausgrabungen des Bonner Provinzialmuseums bis 1929, in: Röm.-Germ. Forschungen, Bd IV, Berlin u. Leipzig, 1930.
4.) K. LINDEMANN: Der HILDESHEIMER SILBERFUND-VARUS und GERMANICUS, Hildesheim 1967.
5.) H. VON PETRIKOVITS: BIRTEN, in: Niederrhein. Jahrbuch, Bd. III, Krefeld 1951.
6.) DERS.: Die Ausgrabungen in der COLONIA TRAIANA bei XANTEN. Die Ausgrabungen der Kernsiedlung u. der Uferanlagen (1934-36), 1. Bericht in: Bonner Jahrbücher, 152, 1952.
7.) DERS.: Die Legionsfestung VETERA II, in: Bonner Jahrbücher, 159, 1959.
8.) DERS.: Das RÖMISCHE RHEINLAND, Archäol. Forschungen seit 1954, Köln/ Opladen, 1960.
9.) DERS.: ARMINIUS, in: Bonner Jahrbücher, 166, 1966.
10.) DERS. Die RÖMISCHEN STREITKRÄFTE am Niederrhein, Düsseldorf, 1967.
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OMNIA SIBI COMPARARE ATQUE LEGERE!
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decurio

BIBLIOGRAPHIE: RÖMER IN GERMANIEN (3)

1.) J. HAGEN: RÖMERSTRASSEN der Rheinprovinz, Bonn 1931.
2.) H. HINZ: RÖMISCHE WASSERLEITUNG südlich von Xanten, in: Bonner Jahrbücher 159, 1959.
3.) DERS.: XANTEN zur Römerzeit, Xanten 1960.
4.) DERS.: Die COLONIA ULPIA TRAIANA bei XANTEN, aus: Beihefte zum Gymnasium, Germania Romana, I. Römerstädte in Deutschland, Heft 1, Heidelb. 1960.
5.) CHR. ALBRECHT: Zur Lokalisierung des Römerlagers ALISO, u. die ältesten Anlagen in OBERADEN, in: Lippische Blätter für Heimatkunde, Nr. 1, 1960.
6.) G. ALFÖLDY: Die LEGIONSLEGATEN der römischen Rheinarmeen, in: Epigraph. Studien 3, Köln-Graz, 1967
7.) DERS.: Epigraphisches aus dem RHEINLAND III, 7; ein MILITÄRDIPLOMFRAGMENT aus der COLONIA ULPIA TRAIANA, aus: Epigraph. Studien, Bd. 5, Düsseldorf, 1968.
8.) T. BECHERT: Der Stand der ASCIBERGIUM-FORSCHUNG, Vorbericht über die Grabungen bis 1971, in: Rheinische Ausgrabungen, 12, 1972.
9.) J. E. BOGAERS: Die Besatzungstruppen des LEGIONSLAGERS von NIJMEGEN im 2. Jahrhundert nach Christus, aus Studien zu den Militärgrenzen Roms, Vorträge des 6. internationalen Limeskongresses in Süddeutschland, 1967, in: Beihefte Bonner Jahrbücher, Bd. 19.
10.) E. KÜNZEL: Ein römischer SILBERBECHER aus der Zeit des Kaisers Augustus, in: Das Rhein. Landesmuseum Bonn, Haft 6, 1969.
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decurio

BIBLIOGRAPHIE (2): DIE RÖMER IN GERMANIEN

1.) O. DOPPELFELD: Der Rhein und die Römer, Köln 1970.
2.) Ders.: Römer am Rhein, Katalog zur Ausstellung des Röm.-Germ. Museums Köln, Kunsthalle Köln vom 15. 4. bis 30. 6. 1967.
3.) U. GEHRIG: Hildesheimer Silberfund, Berlin 1967.
4.) E. GERRITZ: Troia sive Xantum, Beiträge zur Geschichte einer niederrhein. Stadt, Xanten, 1964.
5.) W. HABEREY: Die röm. Wasserleitunegn nach Köln, Düsseldorf, 1971
6.) K. HEIDENREICH: Das Amphitheater der COLONIA TRAIANA bei Xanten, ein Versuch einer Wiederherstellung, in: Bonner Jahrbücher, 145, 1940.
7.) U. HEIMBERG: Ein Töpfereibetrieb bei der COLONIA ULPIA TRAIANA, in: Das Rhein. Landesmuseum Bonn, Heft 1/ 1972.
8.) DERS.: Eine Töpferei im Vicus vor der COLONIA ULPIA TRAIANA, in: Rhein. Ausgrabungen, 12, 1972.
9.) O. HENKE/ B. LEHMANN: Die neueren Forschungen über die VARUSSCHLACHT, Gütersloh, 1910 (?).
10.) H. BORGER: Das RÖMISCH-GERMANISCHE MUSEUM KÖLN, München 1977.
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decurio

CICERO: DE RE PUBLICA, LIB. 6: DER WAHRE STAATSMANN WIRD IM JENSEITS BELOHNT

DIE MEISTEN POLITIKER ZIEHEN ES ABER VOR, JETZT SCHON (IM DIESSEITS) BELOHNT ZU WERDEN! CONCLUSIO: WER SEINEN LOHN JETZT SCHON HABEN WILL, IST KEIN GUTER STAATSMANN.
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Ausgangssituation (Kap. 6-9): SCIPIO AEMILIANUS aka AFRICANUS MINOR kommt 149 v. nach Africa als Kommandant einer Legion. Dort trifft er MAS(S)INISSA, von Beruf König der Numider. Dieser hat der Familie des SCIPIO einiges zu verdanken. MASINISSA (ca. 240-148 v.) kämpfte zuerst für Karthago und lief dann zu den Römern über (Ratte!). SCIPIO hilft ihm, sein Reich wiederzugewinnen (daher war er "iustis de causis"=aus triftigen Gründen "amicissimus"=sehr eng befreundet; mit der Familie des SCIPIO verbunden). MASINISSA kämpfte bei ZAMA (202 v.) für die Sache der Römer. Er hatte am Sieg "enscheidenden Anteil".
Nach der Begrüßung kommt das Gespräch sogleich auf die Politik. Beim Abendessen erinnert MASINISSA rührselig (vielleicht nach einigen Gläschen Wein zuviel) an SCIPIO AFRICANUS MAIOR (gest. 183 v.). Der erscheint dem AEMILIANUS dann auch prompt im Traum (Kap. 10 b-13). Die Erscheinung bewirkt bei AEMILIANUS Furcht und Schrecken, doch SCIPIO MAIOR beruhigt ihn (don't worry, be happy!). Von erhöhter Warte aus, nämlich von der Milchstraße (!), zeigt er SCIPIO MINOR seine künftigen militärischen Erfolge sowie seine Aufgabe als Politiker: die "SALUS CIVITATIS"=das Wohl des Staates. Dafür gibt es sicheren Lohn im Jenseits (guter Trick, das Ganze). CICERO bringt also das politische Wirken des SCIPIO MINOR in Verbindung mit der kosmischen Ordnung der Dinge! SCIPIO agiert sozusagen im Auftrag höherer Mächte. Feine Sache!
Kap. 17: Aufbau des Kosmos; geozentrisches Weltbild; Erde im Mittelpunkt; Kosmos hat Kugelgestalt; Fixsterne sind auf Himmelsschale befestigt; bewegen sich in 24 h einmal von Osten nach Westen; in dieser Schale: die der Planeten (gegenläufig zur Fixsternschale).
(Ein guter Freund von mir vertritt spaßeshalber das geozentrische Weltbild. Er glaubt, daß die Sterne Löcher im Firmament seien, wodurch die göttliche Gnade herabscheine, zu trösten die Gläubigen.)
Kap. 18 f.: Die "Sphärenmusik"; gemäß der Musiktheorie des PYTHAGORAS (6. Jh.);  Töne gehen auf Zahlenverhältnisse zurück; 8 Bahnen der Planeten entsprechen den 7 Tönen (2 haben denselben Ton).
Kap. 20-25: Gegenüberstellung von Himmlischem und Menschlichem (caelestia et humana), Großem und Kleinem (magna et parva), Ewigem und Sterblichem (aeterna et mortalia); Mittelteil aus ARITOTELES' Ermahnung zur Philosophie; "Schau kosmischer Ordnung und deren Nachahmung": "führt zu Läuterung und Befreiung"; "Sichverlieren an die "humana" (hier die "celebritas sermonis"), zu Unterordnung unter Unbedeutendes und Vergängliches."
Kap. 26-29: "Entwertung des Ruhms"; dem wird Lohn des Staatsmannes gegenübergestellt; "Vorrede Ciceros"; PLATON (Phaidros) als Autorität wird zitiert; Schlußrede; Politiker findet keinen Ruhm in den "praemia humana", sondern im Gewissen und "im Aufstieg seiner Seele zu ihrer Heimat im Kosmos"; Begründung: 1.) "er hat in dieser Welt die Ordnung des Kosmos nachgeahmt"; 2.) die Vernunft (ratio) siegt bei ihm "über den begehrlichen Seelenteil" (das Es; s. Sigmund Freud: Das Ich und das Es); 3.) er hat "den Blick auf das Ewige, nicht auf das Vergängliche gerichtet".-
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Etwas viel verlangt. Die politische Wirklichkeit sieht leider etwas anders aus. Hier geht es um Macht, Machterhalt und um den eigenen Geldbeutel und um sonst nichts! Man darf nicht vergessen: Letztendlich ist CICERO gescheitert!
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zitierte philologische Hilfsmittel:
ALTSPRACHLICHE TEXTE KLETT: M. TULLIUS CICERO: DE RE PUBLICA: ARBEITSKOMMENTAR MIT ZWEITTEXTEN, bearb. v. H. Gunermann; Leipzig u.a. 2001, S. 36 ff.
CICERO: PHILOSOPHISCHE SCHRIFTEN B: ERLÄUTERUNGEN; Hirschgraben-Verlag; hrsg. u. eingeleitet v. Prof. Dr. E. Römisch; Frankf. 1974 (long ago!), S. 38 f.
(Diesen Kommentar haben wir 1977/8 in der Oberstufe (12. u. 13. Klasse; Starkenburggymn. Heppenheim) herangezogen.)
Damals war die Oberstufe noch eine Oberstufe (und nicht ein Witz)!
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decurio





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CICERO: DE LEGIBUS I, 41: GERECHTIGKEIT ALS ILLUSION

Iam vero (Nun aber; ferner; außerdem) illud stultissimum (ist jenes das Dümmste), existimare omnia iusta esse (zu glauben, daß alles gerecht sei), quae scita sint (welches; weil es festgelegt ist; Plural!) in populorum institutis aut legibus (in den Einrichtungen und Gesetzen der Völker). Etiamne si quae leges sint tyrannorum (Etwa (dann) auch, wenn es irgendwelche Gesetze von Gewaltherrschern sind; Potentialis)?
(...) Est enim unum ius (Es gibt nämlich ein einziges Recht), quo devincta est hominum societas (durch das die Gesellschaft der Menschen eng verbunden ist) et quod lex constituit una (und welches ein einziges Gesetz begründet), quae lex est recta ratio (welches Gesetz; welches die rechte Art ist) imperandi et prohibendi (des Befehlens und des Verbietens; zu befehlen und zu verbieten). Quam qui ignorat (Wer dieses nicht kennt), is est iniustus (der ist ungerecht), sive est illa scripta uspiam (sei es daß jenes aufgeschrieben; niedergeschrieben; aufgezeichnet ist) sive nusquam (oder nirgends).
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1.) Völlige Gerechtigkeit: Ist nicht! Ein Kinderglauben.
2.) Es kommt auf "die rechte Art an". Dies ist sozusagen ein Universalgesetz, welches alle verbindet.
3.) Recht und Wissen gehören zusammen. Ungerechtigkeit infolge eines Mangels an Wissen (idealistische Sichtweise). Aus Wissen folgt Gerechtigkeit.
(Dem könnte man entgegenhalten: So mancher Tyrann hatte großes Wissen und war trotzdem ungerecht. Hierauf könnte man erwidern: Dann hatte er eben das falsche Wissen oder vom richtigen falschen Gebrauch gemacht.)
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devincire, vinxi, vinctus=um-, festbinden
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decurio



Samstag, 18. Oktober 2014

BIBLIOGRAPHIE: RÖMER IN GERMANIEN (1)


1.) H. U. IUSTINSKY (Instinsky; Instiusky (?)): SEPTIMIUS SEVERUS und der Ausbau des RAETISCHEN STRASSENNETZES, Klio 31, 1938.
2.) U. SCHILLINGER-HÄFELE: Zwei RÖMISCHE INSCHRIFTEN aus BINGEN am Rhein, Mainzer Zeitschrift 73/ 74, 1978/ 79-
3.) G. ULBERT: RÖMISCHE WAFFEN des 1. Jahrhundert nach Chr. 4 (?), Stuttgart 1968.
4.) M. GRÜNEWALD: DIE RÖMER IN WORMS, Stuttg. 198 (?).
5.) DERS: DER RÖMISCHE NORDFRIEDHOF IN WORMS, Funde von der Mainzer Straße. Worms 1990.
6.) H. ERDMANN: LEBEN UNTER RÖMISCHER HERRSCHAFT. DIE RÖMERZEIT IM HEUTIGEN BADEN-WÜRTTEMBERG, Villingen-Schwenningen, 1986.
7.) E. MEYER: MENSCHLICHES AUF RÖMISCHEN GRABSTEINEN, Zeitschr. für Papyrologie und Epigraphik 14, 1974.
8.) U. KÖRBER-GROHNE: PFLANZENANBAU AUF RÖMISCHEN GUTSHÖFEN, Oberriexingen 8, 1978.
9.) W. CZYSZ: RÖMISCHE GUTSHÖFE 1, Oberriexingen 6, 1977.
10.) D. BAATZ: SPÄTHADRIANISCHE ZIEGELSTEMPEL DER 8. LEGION VON DER SAALBURG. SAALBURG-JAHRBUCH 27, 1970, S. 31 ff., ferner: BONNER JAHRBÜCHER 171, 1971, S. 377-379.
11.) H. W. RITTER: ZUR MÜNZDATIERUNG DES KOHORTENKASTELLS SAALBURG. JAHRBUCH FÜR NUMISMATIK UND GELDGESCHICHTE 13, 1963, S. 71-74.
12.) P. R. FRANKE: DIE RÖMISCHEN FUNDMÜNZEN AUS DEM SAALBURG-KASTELL. SAALBURG-JAHRBUCH 15, 1956, S. 5 ff.
13.) A. JOHNSON: RÖMISCHE KASTELLE. Verlag Philipp von Zabern, Mainz 1987.
14.) D. BAATZ: DER RÖMISCHE LIMES. Archäologische Ausflüge zwischen Rhein und Donau. 2. Aufl. 1975. Gebr. Mann Verlag, Berlin.
15.) DERS.: DIE WACHTÜRME AM LIMES. 2. Aufl. Württ. Landesmuseum Stuttg. 1985.
16.) D. BAATZ u. F.-R. HERRMANN (Hg.): DIE RÖMER IN HESSEN. Konrad Theiss Verlag, Stuttg. 1982.
17.) H. SCHÖNBERGER: DIE RÖMISCHEN TRUPPENLAGER DER FRÜHEN UND MITTLEREN KAISERZEIT ZWISCHEN NORDSEE UND INN. Bericht der Römisch-Germanischen Kommission 66, 1985, 321 ff.
18.) SAALBURG-JAHRBÜCHER (I, 1910 bis 43, 1987); seit 1982 Verlag Philipp von Zabern, Mainz.
19.) W. HABEREY: DIE RÖMISCHE WASSERLEITUNG AUS DER EIFEL NACH KÖLN, Rhein. Landesmuseum Bonn, 1956.
20.) F. KOEPP: DIE RÖMER IN DEUTSCHLAND, 3. Aufl., Bielefeld u. Leipzig 1926.
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Alles lesen! OMNIA LEGERE!
tribunus

CICERO: PARADOXA II, 17

ZWEITES PARADOXON: "DIE TUGEND GENÜGT SICH SELBST ZUR GLÜCKSELIGKEIT"
(Hoti autarkes he arete pros eudaimonian)
Kap. 17 beginnt mit diesem markigen Worten:
"Du weißt nicht, Unvernünftiger, du weißt nicht, was für Kräfte die Tugend besitzt; nur den Namen der Tugend führst du im Munde, ihre Macht ist dir unbekannt."
Es folgen zwei sehr schöne interessante Gedanken:
1.) Nemo potest non beatissimus esse (Niemand kann sehr unglücklich sein; "nicht sehr glücklich sein"), qui est totus aptus ex sese (der ganz abhängend ist von sich selbst; von sich abhängig ist) quique in se uno sua ponit omnia (und der in sich als einzigen (einzig und allein in sich) all das Seine legt).
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totus aptus ex sese: ganz gemäß seiner selbst; aus sich heraus; innerlich unabhängig; mit sich übereinstimmend; selbstbestimmt
in se uno sua ponit omnia: der all das Seine in sich trägt (omnia mecum porto=ich trage all das Meine mit mir (soll von Sokrates stammen))
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"Jeder muß notwendig vollkommen glückselig sein, der ganz von sich selbst abhängt und der in sich allein alles Seinige setzt."
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MARCUS TULLIUS CICEROS PARADOXE DER STOIKER an Marcus Brutus; übersetzt und erklärt von Prof. Dr. Raphael Kühner; Berlin-Schöneberg; S. 18; in: Langenscheidtsche Bibliothek sämtlicher griechischen und römischen (sic!) Klassiker in neueren deutschen Musterübersetzungen (!); 85. Band; Cicero VIII (Cato Maior (Vom Greisenalter)-Lälius (Von der Freundschaft). Paradoxe der Stoiker.-Drei Bücher von den Pflichten. Berlin und Stutttgart 1855-1908.
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2.) Cui spes omnis et ratio et cogitatio pendet ex fortuna  (Wem seine ganze Hoffnung und Überlegung (Vernunft) und das Denken vom Geschick abhängt), huic nihil potest esse certi (diesem kann nichts "des Gewissen" sein; für den kann es nichts Gewisses geben), nihil quod exploratum habeat (nichts, was er sicher (gewiß; als Feststehendes hat) permansurum sibi unum diem (werde ihm (für ihn) (auch nur) einen einzigen Tag dauern (andauern)).
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"Wem alles Hoffnung, Berechnung und Überlegung vom Schicksal abhängig ist, für den kann es nichts Gewisses geben, nichts, wovon er mit Zuversicht wissen könnte, daß es ihm auch nur einen einzigen Tag vebleiben werde."
a. a. O., S. 18.
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habeat: Konjunktiv, da Nebensatz eines ACI; evtl. konzessiver Nebensinn: obwohl er es  als Sicheres habe/ hat...
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Und so geht's weiter:
"Triffst du einen solchen Menschen an, den magst du mit deinen Drohungen des Todes oder der Landesverweisung in Schrecken setzen; mir aber wird, was sich auch in einem so undankbaren Staate ereignen mag, so begegnen, daß ich nicht dagegen ankämpfe, ja nicht einmal mich dessen weigere. Denn wozu hätte ich mich abgemüht oder was hätte ich ausgerichtet, wozu hätte ich in Sorgen und Nachdenken die Nächte durchwacht, wenn anders ich nicht so viel gewonnen, nicht so viel erreicht hätte, daß ich mich in einem Zustande befände, den weder die Laune des Geschicks noch die Ungerechtigkeit meiner Feinde erschüttern kann?"
S. 18 f.
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ad 2) s. auch TUSKULANEN V, 12 u. 36:
"nam cui viro (denn welchem Manne)...ex se ipso apta sunt omnia (alles aus sich selbst entspringend; von sich selbst abhängig; "aus sich selbst bereit gestellt ist"; Olof Gigon), quae ad beate vivendum ferunt (was zum "glücklich Leben" führt (leitet); welche Dinge...führen (Plural!); zum glückseligen Leben), nec suspensa aliorum aut bono casu aut contrario (und nicht, "abhangend"=beruhend (Stowasser; S. 481) entweder auf dem guten Schicksal=Glück anderer oder auf dem Gegenteil=Unglück; weil/ dadurch daß es nicht...beruht; "und dies nicht angehängt ist an das Glück und das Unglück Anderer"; O. Gigon) pendere ex alterius eventis et errare coguntur (und gezwungen wird von den Erfolgen (vom Gelingen; Geschick) eines anderen abzuhängen (abhängig zu sein) und ("mit ihnen") zu irren), huic optume vivendi ratio comparata est (dem ist die Beschaffenheit des Lebens (Art und Weise des Lebens; Lebensweise) bestens (aufs Beste) "bereitet" (eingerichtet)).
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Alles klaro?
tribunus

Mittwoch, 15. Oktober 2014

FECHTEN MIT SCHWERT UND SCHILD



http://www.youtube.com/watch?v=9O__LbYY2ao


Dieses Scharmützel in einem Mannheimer Park zeigt folgende Punkte:

  • für ein Schwert-Schild-Duell sollten beide solide Fechtwaffen haben,
    z. B. beide Escrimastöcke oder beide Bokken
  • man kann damit aber dann einen nahezu realistischen Kampf simulieren
  • Fechtjacke und -weste können noch durch zusätzliche Protektoren ergänzt werden


Ähnliche Mätzchen machte Markus von Marburg. Seine zentral geführten Rundschilde klappen aber leichter seitlich ab:

http://www.youtube.com/watch?v=YNHN8rl8RQ0

OVID: METAMORPHOSEN III. BUCH: AUFBAU

1.) 1-130: CADMUS, der Gründer von THEBEN
2.) 131-252: ACTAEON, der Jäger (eine "nette" Horrorstory; A. wird nämlich von seinen Hunden zerrissen; Mistviecher!)
3.) 253-315: SEMELE, Tochter des CADMUS
4.) 316-338: TIRESIAS, der Seher als Schiedsrichter
5.) 339-510: NARCISSUS UND ECHO (s.o.)
6.) 511-576: PENTHEUS (weder der Herausgeber von "Penthouse" noch der Erfinder der gleichnamigen Behausung; AdV.)
7.) 577-691: BACCHUS UND DIE LYDISCHEN SCHIFFER
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frei nach E. Rösch
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tribunus

NARCISSUS UND ECHO: AUFBAU

1.) 339-350: LIRIOPE befragt TIRESIAS über die Zukunft des NARCISSUS: Dieser werde nur ein hohes Alter erreichen, wenn er sich selbst nicht schaut!-Der Spruch des Sehers bewahrheitet sich vom Ende her!
2.) 351-358: ECHO entbrennt in Liebe zu dem kalten NARCISSUS.
3.) 359-378: Sie verliert ihre Fähigkeit zu sprechen.
4.) 379-392: Sie kann auf die Rufe des NARCISSUS nur mit dem Echo antworten.
5.) 393-401: Sie wird von NARCISSUS verschmäht und verliert infolgedessen ihre Körperlichkeit.
6.) 402-406: Fluch eines Verschmähten auf NARCISSUS.
7.) 407-436: NARCISSUS an einer Quelle. Er verliebt sich in sein eigenes Spiegelbild.
8.) 437-473: die Klage des NARCISSUS.
9.) 474-501: NARCISSUS von seiner Leidenschaft verzehrt; ECHO wiederholt seine letzten Klagerufe.
10.) 502-510: Sein Leib verwandelt sich in eine Blume.
(Diese bringt sehr passend das Wesen des NARCISSUS zum Ausdruck! Ästheten lieben übrigens Blumen. So sagte einmal CH. BAUDELAIRE: Prügelt den Feind der Rosen!)
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frei
nach E. Rösch
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tribunus





DIE TRAGIK DER ECHO

NARCISSUS wächst heran zu einem arroganten Schnösel. Er verschmäht ECHO. Die Sünde des NARCISSUS ist also seine Hybris (superbia).Vielleicht war ihm auch ECHO zu geschwätzig. Die Geschwätzigkeit wurde einst ECHO nämlich zum Verhängnis. Als JUPITER wieder einmal mit Nymphen "rummachte" (fremdging), soll ECHO durch ihr Geschwätz die JUNO an der Entdeckung gehindert haben. Dafür wurde ihre Sprache so verkürzt, daß sie nur von Worten, die sie hört, die letzten wiedergeben kann (359 f.). Das ist für ein Vielrednerin die Höchststrafe.
ECHO sieht nun den NARCISSUS, wie er durchs Gelände streift  (per devia rura vagantem; devius=abgelegen; einsam; "in pfadlosen Fluren"; R. Suchier). Sofort fängt sie Feuer (incaluit). Heimlich folgt sie ihm und je mehr sie ihm folgt ("nachrennt"), desto mehr "erglüht" sie (Chiasmus: incaluit; sequitur: sequitur; calescit; evtl. Trikolon: vidit; incaluit; sequitur). Es folgt einer der "gefürchteten" Vergleiche: ihr ergeht es wie dem Schwefel auf den Fackeln (sulphura; Plural zur Steigerung und Verdeutlichung des Vorgangs; s. Exempla 7; Lat. Texte; Ovid: Metamorphosen; bearb. v. H.-J. Glücklich), der die Flammen, die man heranbringt, geradezu "an sich reißt" (rapiunt; dadurch wird das Rasante des Vorgangs betont).
ECHO wollte sich oft schon dem NARCISSUS mit süßen Worten nähern, ja sie wollte ihn sogar bitten. Doch die Natur verwehrt es ihr (repugnat; nec sinit; incipiat: dreigliedriger Ausdruck; Kürze des Ausdrucks; rasche Abfolge; die Abruptheit nachbildend). Allein das läßt die Natur zu: ECHO kann nur auf Töne warten, auf die hin sie ihre Worte "zurückschicken" kann (Erklärung des Echos; Ätiologie).
Worin besteht nun das Fehlverhalten des NARCISSUS? Antwort: in "dura superbia", in seinem harten Stolz (v. 354) sowie in der Verschmähung und Kränkung der Nymphe (v. 393-404). ECHO dagegen redet zuviel und kommt damit auch noch einer Göttin ins Gehege. NARCISSUS zeigt zuviel "kalte Schulter", ECHO dagegen ist allzu  gesprächig und exaltiert. Beides sind einander entgegengesetzte Verhaltensweisen, die nicht der "klassischen Mitte" (mesotes) entsprechen. Somit sind ihre Schicksale vergleichbar.
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tribunus

Doch die

OVID: MET. III, 339-510=NARCISSUS UND ECHO

VORGESCHICHTE: LIRIOPE, eine schöne Wassernymphe, wird von dem Flußgott CEPHISUS vergewaltigt (Schwein!). Aus dieser unseligen Verbindung ensteht ein Sohn: NARCISSUS. Dieser ist nicht ein Kind der Liebe, sondern der Gewalt und der primitiven Begierde. LIRIOPE, die besorgt um die Zukunft ihres Sohnes ist, befragt den blinden Seher TIRESIAS (Seher sind immer blind; meine Schüler auch, aber sie sind keine Seher; vide 342-346). TIRESIAS ist ein zwittriges Wesen, das mehrfach das Geschlecht gewechselt hat (könnte mir was Besseres vorstellen). Als sich JUPITER und sein Hausdrache JUNO stritten, wer bei der Liebe mehr auf seine Kosten kommt, Mann oder Frau, ziehen sie den TIRESIAS als "expert" hinzu. Dieser macht den Fehler zu sagen, es sei die Frau, wofür ihm JUNO das Augenlicht nimmt (ganz schön bigott, die sollte doch froh sein, daß es so ist). JUPITER, etwas versöhnlicher und immer in einer gewissen Opposition zu seiner Gattin, gibt dem TIRESIAS zum Troste die Sehergabe (Männer müssen zusammenhalten!). TIRESIAS kann nun die "res futurae" schauen und nicht nur das: er liegt immer goldrichtig mit seinen Prophezeiungen!
LIRIOPE fragt nun den Seher, ob ihrem Sohn ein hohes Alter vergönnt sei, worauf dieser kryptisch
antwortet: Si non noverit=wenn er sich selber nicht kennt (348). Alte Narren reden oft ungereimtes Zeug. Dunkel ward der Rede Sinn.
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tribunus
antwortet: Si non noverit

Dienstag, 14. Oktober 2014

CALLISTO UND ARCAS: OVID, MET. II, 401-530

1.) 401-416: JUPPITER repariert ARKADIEN von den Zerstörungen durch den Weltenbrand; er sieht CALLISTO; diese ist eine Anhängerin der DIANA.
2.) 417-440: JUPPITER verwandelt sich in die Gestalt der DIANA und fällt über sie her (das Schwein!).
3.) 441-462: Obwohl sie das Opfer ist, empfindet CALLISTO Schuld! Beim Baden fliegt alles auf.
4.) 463-484: DIANA verstößt CALLISTO (gerechte Welt!); sie bringt den ARCAS zur Welt; JUNO verwandelt sie in eine Bärin.
5.) 485-504: Sie wird von Jägern gehetzt und beinahe von ARCAS erschossen. Triumph der "Gerechtigkeit"!
6.) 505-507: JUPPITER versetzt CALLISTO und ARCAS unter die Gestirne. Wenigstens etwas.
7.) JUNO bringt OCEANUS und TETHYS dazu, daß die neuen Gestirne nicht im Meer untergehen (zirkumpolar heißt sowas).
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(Gliederung nach der Ausg. P. Ovidius Naso: Metamorphosen, von E. Rösch, Ernst Heimeran Verl. München 1961.)---
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tribunus

OVID: DER CALLISTOMYTHOS (MET. II, 400-424)

Zeus, von Berufs wegen "omnipotenter" Gottvater (pater omnipotens) umschreitet gemessenen Schrittes (wie es der Würde eines Gottes geziemt) die gewaltigen Mauern der Himmelsburg (ingentia moenia caeli). Hier oben, weit über den kleinen Bestrebungen und Nöten der Sterblichen, ist (bzw. atmet) alles Größe. Was ist der Grund seines Tuns? Zeus aka Juppiter möchte die Himmelsveste inspizieren. Als er sieht, daß alles o.k. ist (ne quid labefactum=nichts wackelt; alles ist "firma suique roboris; also "optime"), kann er sich den "labores" der Menschen zuwenden. Dabei hat er einen geradezu genialen Aussichtspunkt, der ihm die berühmte olympische Schau der Dinge ermöglicht. Zeus hat den großen Überblick (perspicit), der den meisten Sterblichen abgeht. Doch was interessieren ihn die Menschlein mit ihren lächerlichen Problemen. Viel wichtiger ist ihm sein geliebtes Arkadien, wo er nach der Überlieferung geboren ist. Zunächst bringt er dort
(nicht ganz uneigennützig, wie wir sehen werden) die Natur wieder in Ordnung. Da geschieht es: er sieht eine Jungfrau (in virgine Nonacrina haesit). Sein Blick bleibt geradezu an ihr hängen (haesit). Er bekommt förmlich den Mund nicht mehr zu. Ganz ungöttlich durchfährt es ihn (accepti caluere sub ossibus ignes). Das Liebesfeuer caluere...ignes) brennt in seinen Knochen (sub ossibus)., ja es überwältigt ihn völlig, Zeus, der Gott, ist dem passiv ausgeliefert (accepti). Die Macht der Liebe ist größer als Zeus! Ihn, den Gott, ergreift eine Art wahnsinniger Raserei! (Liebe ist eine Form des Wahnsinns, so glaubten jedenfalls die alten Chinesen, und die mußten es ja genau wissen, da allesamt sehr weise!). Jetzt wird dem Leser klar, warum Zeus seinen himmlischen Sitz noch einmal durchgemustert hat: Er wollte auf die Erde! Warum? Da gibt es Jungfrauen "en masse", jedenfall gab es damals noch welche. Zeus, immer etwas "triebgestaut" sagt sich: "Nix wie hin zu den "virgines". Da greif' ich mirdoch eine!" Und nun trifft er auf Callisto, deren Namen übrigens nicht erwähnt wird. Callisto ist anders als die anderen, was den Zeus noch mehr anmacht. Sie hielt nichts von niedrigen Arbeiten wie Wolle zupfen. Auch Frisuren interessierten sie wenig (neglectos...capillos). Callisto ist also keine "Tussi" (wie wir heute sagen würden, es aber nicht sollten), sondern eine Amazone, die mit "iaculum" und "arcum" umzugehen weiß. Sie ist sogar "Dianas Soldat" ("miles erat Phoebes"). Also Vorsicht, Zeus, die Frau ist nicht das geborene Opfer wie sonst die harmlosen "Häschen", an die du dich ranmachst. Callisto kann sich wehren, etwa vergleichbar mit einer jungen Frau von heute, die Selbstverteidigung macht. Nun macht Callisto aber einen taktischen Fehler: Sie betritt einen Hain und legt sich hin. Callisto legt den Köcher ab, außerdem ist sie "fessam et custode vacantem". Jetzt schlägt die Stunde des Zeus, der sich an die "virgo" herangepirscht hat: Selbstgefällig sagt der Übeltäter: "hoc certe furtum coniunx mea nesciet" (meine Alte wird nichts davon erfahren). Wenn doch, macht auch nichts. Der Spaß war's wert: "aut si rescierit, sunt, o sunt iurgia tanti!". Also geh'n wir's an, on y va, wie der Franzose sagt.
(...)
---
wie immer "political correct"
tribunus




CARMINA BURANA

Carmina Burana (CB; Gedichte aus [Benedikt]beuern) ist eine Gedichtsammlung mit 254 Gedichten/Liedern aus dem 11.-13. Jhd, die erst 1803 im Kloster Benediktbeuern gefunden wurde. Sie enthalten Vagantenliteratur in satirisch gehaltenem Mittellatein, Mittelhochdeutsch und vereinzelt frühem Französisch und Provencalisch. Manchmal vermischen sie auch die verschiedenen Sprachen ("makaronisch").
Die Gedichte verarbeiten kulturelle Einflüsse aus verschiedenen Gegenden Europas und machen sich immer wieder über die katholische Kirche lustig. Es geht um Themen wie Moral, Liebe, Spiel und Gelage.
Viele Beiträge scheinen von fahrenden Studenten (Vaganten) zu stammen. Namentlich konnte man Peter von Blois und Walter von Chatillon identifizieren. Ein unbekannter Autor wird "Archipoeta" genannt.
Ein ähnliches Werk stellen nur die Carmina Cantabrigiensia dar. 
24 Gedichte wurden im Jahre 1936 von Carl Orff vertont. "O Fortuna" wurde in verschiedenen Filmen verwendet.

Estuans interius
ira vehementi
in amaritudine
loquor mee menti:
factus de materia,
cinis elementi
similis sum folio,
de quo ludunt venti.

Cum sit enim proprium
viro sapienti
supra petram ponere
sedem fundamenti,
stultus ego comparor
fluvio labenti,
sub eodem tramite
nunquam permanenti.

Feror ego veluti
sine nauta navis,
ut per vias aeris
vaga fertur avis;
non me tenent vincula,
non me tenet clavis,
quero mihi similes
et adiungor pravis.

Mihi cordis gravitas
res videtur gravis;
iocis est amabilis
dulciorque favis;
quicquid Venus imperat,
labor est suavis,
que nunquam in cordibus
habitat ignavis.

Via lata gradior
more iuventutis
inplicor et vitiis
immemor virtutis,
voluptatis avidus
magis quam salutis,
mortuus in anima
curam gero cutis.


Vertonung
Vertonung 


Sonntag, 12. Oktober 2014

ARCUS COMPACTUS: TEXTE UND ÜBUNGEN

Der "ARCUS COMPACTUS" (eine Bearbeitung des "ARCUS") von J. BRANDES u. D. GAUL (Diesterweg) ist ein sehr schönes Lehrwerk, das eine "Einführung in spät beginnendes Latein" bietet und auf vereinfachte Originaltexte aufbaut. Aus dem Inhalt.
1) Alltag in Pompeji; römische Häuser (Pompej. Inschriften)
2) Tumult im Amphitheater; Spiele im Amphitheater (Tacitus, ann. XIV, 17)
3) Ein Tag auf dem Landgut; Zeiteinteilung (Plinius, ep. IX, 36)
4) Zu Gast bei Spurinna; die Mahlzeiten; griech. Einflüsse in Rom (Plinius, ep. III, 1)
5) Im Hause des Trimalchio; Sklaven und Freigelassene; röm. Hausgötter (Petron, cena Trimalchionis 28 ff.)
6) Die Steine sprechen; röm. Namen; Bestattung bei den Römern; Di Manes (Inschriften)
7) Studium in Athen; die Saturnalien (Gellius, noctes Atticae, XVIII, 2)
(...)
---

OVIDIUS: METAMORPHOSEN X, 19-35 (ORPHEUS UND EURYDICE)

si licet (wenn es erlaubt ist) et falsi positis ambagibus oris (und nachdem "die Umschweife des falschen Mundes abgelegt"; ohne Ausflüchte=Klartext)
vera loqui sinitis (ihr zulaßt, Wahres zu reden; sprechen), non huc (nicht hierher), ut opaca viderem
Tartara (um den schattigen Tartarus (die Unterwelt) zu sehen) descendi (bin ich herabgestiegen), nec uti villosa colubris
terna (noch um die drei mit Schlangen besetzten (schlangenhaarigen, schlangenumwundenen; zottigen; "schlangenumzottelt"; Stowasser) Medusaei vincirem guttura monstri (Kehlen des medusischen Ungeheuers zu fesseln):
causa viae est coniunx (der Grund für den Weg ist die Frau), in quam (gegen die; in die) calcata venenum
vipera diffudit (die getretene Schlange ihr Gift spritzte;weil sie drauftrat) crescentesque abstulit annos (und die "wachsenden"=jungen Jahre wegnahm).
posse pati volui (ich wollte es ertragen können) nec me temptasse negabo (und ich will nicht leugnen, daß ich es versucht habe; und ich sage nicht, daß ich es nicht probiert habe):
vicit Amor (es siegte (jedoch) die Liebe; der Liebesgott), supera deus hic bene notus in ora est (der Gott ist hier (dieser Gott) in der oberen Welt wohlbekannt);
an sit et hic (ob er es auch hier sei), dubito  (bezweifle ich), sed et hic (aber auch hier) tamen auguror esse (vermute; ahne; sage ich ich dennoch voraus, daß er es ist),
famaque (und das Gerücht) si veteris non est mentita rapinae (wenn es nicht den "alten" Raub erfunden (erlogen) hat),
vos quoque iunxit amor (hat auch euch die Liebe verbunden). Per ego haec loca plena timoris (Ich-bei diesem Ort voll der Furcht; Schreckensort),
per chaos hoc ingens (bei diesem gewaltigen Chaos (="das gähnend Leere"; vgl. die Köpfe der meisten Schüler; AdV.) vastique silentia regni (und dem Schweigen des öden Reiches),
Euridices, oro (der E., ich bitte (euch)), properata retexite fata ("webt zurück den übereilten Schicksalsfaden"; macht das Schicksal der E. wieder rückgängig)!
Omnia debentur vobis (alles wird euch geschuldet; ist euch verfallen) paulumque morati (und (nur) ein wenig verweilend)
serius aut citius (später oder schneller=füher) sedem properamus ad unam (eilen wir zu dem einen "Wohnsitz") .
Tendimus huc omnes (wir streben alle hierher), haec est domus ultima (dies ist das letzte Haus; Behausung), vosque (und ihr)
humani generis longissima regna tenetis (und ihr haltet die längste Herrschaft über das menschliche Geschlecht in Händen=habt).
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Tartarus, i u. Tartara, orum: tiefster Teil der Unterwelt (sozusagen die finsterste Abteilung)
Medusaeus: medusisch; die Medusa war so schrecklich, daß man versteinerte, wenn man sie nur anblickte! Sie hatte drei Köpfe!
terna=tria
retexere: das Schicksal als Faden, den die Schicksalsgöttinnen spinnen
EXEMPLA 7; Lat. Texte; OVID: METAMORPHOSEN; bearb. v. H.-J. GLÜCKLICH; Göttingen 2001; Vandenhoek & Ruprecht.
Beatus, qui hunc commentarium possidet.
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ambagibus falsi oris positis: ohne langes Herumreden
nec...monstri: die Gurgeln sind mit Nattern versehen
Medusaei monstri: Kerberos, der Höllenhund; mindestens genauso schrecklich wie die Gorgo Medusa
crescentes annos=das zunehmende Alter
famaque si=et, si fama
rapina: Persephone wurde von Pluto entführt
orare per aliquid=bei etwas beschwörend bitten
chaos=Abgrund der Unterwelt; gleicht dem Urchaos vor Erschaffung der Welt; also ganz schön schrecklich!
properata retexite fata=macht das überstürzte Geschick wieder rückgängig!
morati: auf der Erde verweilend
sedem ad unam=ad inferos
tendere: hier: sich begeben
regna alicuius tenere=die Herrschaft über jemanden innehaben; ausüben
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P. OVIDIUS NASO, Metamorphosen, bearb. v. K.-H. PRIDIK, Klett, altsprachliche Texte, Teil 1, Stuttg. u. a. 1998.
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Notabene: Ohne Kommentar ist man tot!
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Euer
Centurio und Ausbilder




Freitag, 10. Oktober 2014

ARISTOTELES: POLITIK I, 2: BIN LEIDER ANDERER MEINUNG!

"Als Erstes ist es notwendig, daß sich jene Wesen verbinden, die ohne einander nicht bestehen können, einerseits das Weibliche und das Männliche der Fortpflanzung wegen (und dies nicht aus freier Entscheidung, sondern weil es wie anderswo, bei den Tieren und Pflanzen, ein naturgemäßes Streben ist, eine anderes Wesen zu hinterlassen, das einem selbst gleich ist)..." (Übers.: O. Gigon)
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1.) Ich kann sehr wohl-im Gegensatz zur Majorität- ohne das Weibliche bestehen! Fühle mich nämlich auch so vollständig! No woman, no cry.
2.) Ich für meinen Teil stehe nicht-um mit Freund SCHOPENHAUER zu reden-"im Dienste der Gattung". Besonders lustig finde ich den Passus "und dies nicht aus freier Entscheidung" und den Vergleich mit den Tieren und Pflanzen. Es ist ja kein Geheimnis, daß die meisten nicht geplant, sondern Zufallsprodukte sind oder wie es bei KARL MAY an einigen Stellen sinngemäß heißt: "Produkte einer traurigen Liebesnacht".
3.) Der Mensch habe ein naturgemäßes Streben, ein anderes Lebewesen zu hinterlassen: Ich nicht!
Darüber hinaus ein Wesen, das einem gleicht: Bloß nicht! Ein kritischer Blick in den Spiegel würde so manchen vielleicht davon abhalten, seine fragwürdigen Gene weiterzugeben.
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SCHÖN BLÖD!-PLATONS DIALOG KRITON

Im 12. Kapitel von PLATONS Dialog "KRITON" versucht SOKRATES dem KRITON umständlich zu erklären, warum er nicht aus dem Gefängnis fliehen will. Und das obwohl ihm die Hinrichtung durch den Giftbecher droht!
Hier kann man mal wieder schön sehen, wohin einen die Philosophie und der Idealismus führen kann. Das Verhalten des Sokrates ist völlig naturwidrig und dem Selbsterhaltungstrieb entgegengesetzt! Gut, wenn ein alter Sack wie SOKRATES beschlossen hat, einen spektakulären Abgang (exitus triumphalis) zu machen, so ist das allein seine Sache. Er wäre sowieso bald gestorben. Doch schlimm ist es, dies als Musterbeispiel hinzustellen, das andere vielleicht zur Nachahmung motiviert.
Ein "normaler" Mensch (bei dem die Instinkte noch intakt sind) würde sich in so einer Situation verpissen. Ich jedenfalls hätte den Abflug gemacht und nicht wie SOKRATES stundenlang über ideales Verhalten debattiert.
Also, liebe Schüler, lest nicht den KRITON (und schon gar nicht, falls ihr mal im Gefängnis sitzt). Beschäftigt euch lieber mit römischer Militärgeschichte, das ist a) erbaulicher und b) gesünder. Auch wenn es euren "Müslipädagogen" nicht gefällt. Ein Besuch auf unserer Militärseite "primigenia-pia-fidelis. blogspot.de" ist daher unbedingt anzuempfehlen.
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Centurio

Mittwoch, 8. Oktober 2014

AD OVIDIUM MET. X, 1-18 COMMENTARIUS

inde: von Kreta
per aethera: griech. Akk. (lernt Altgriechisch!)
amictus: Schleiertuch; die röm. Braut trug ein gelbes Tuch; der Hochzeitsgott erscheint hier in diesem Gewand
Cicones: thrak. Volk: O. ist in Thrakien heimisch
nequiquam: zwecklos
Orphea voce=voce Orphei; der Hochzeitsgott Hymen war zur Hochzeit eingeladen
vocatur: ad nuptias
ille adfuit: die Hochzeit fand statt
sollemnia verba=Hochzeitslieder
omen: die Römer beobachteten bei allen wichtigen Ereignissen die Vorzeichen
fax: die Braut wurde im Schein der Fackel in das Haus des Mannes gebracht; Wahrzeichen und Symbol des Hymen; das Brennen der Fackel: Vorzeichen für eine gute bzw. schlechte Ehe
stridula fuit=zischte
lacrimoso fumo: abl. qual.
nullos invenit ignes: kam nicht zum Brennen=böses Vorzeichen
gravior: erg. erat=schlimmer
nupta nova=die Neuvermählte
herbae=Wiesen
Naiadum: Die Najaden waren als Hochzeitsgäste anwesend. Eurydike ist eine Najade!
comitatus: passivisch!
serpentis dente recepto=von einer Schlange gebissen
Quam...deflevit: O. hatte seine Klagen zu den Lüften der Oberwelt (den oberirdischen Göttern) geschickt
Rhodopeius vates: Orpheus
ne non temptaret=um nichts unversucht zu lassen
et=etiam
Styga: griech Akk.; Styx=Unterweltsfluß
Taenaria porta: abl. instr. für per Taenariam portam
leves populos: die Toten sind Schatten!
simulacra functa sepulcro="Schattenbeilder, die ein Grab erlangt hatten"
Persephonen: griech. Akk. (lernt Altgriech. (!); s.o.)
inamoenus=unfreundlich
nervos pellere=die Saiten mit einem Stäbchen schlagen
carmina: dichter. Plural
ordne: o numina mundi sub terra positi (dt: ein Ausdruck: Unterwelt(s)gottheiten)
recidere=hinabsinken; reccidimus: aus "rececidimus"
quidquid mortale=omnes, qui mortales
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Quelle: Schöningh







OVIDIUS: METAMORPHOSES X, 1-18: ORPHEUS UND EURYDIKE: HOCHZEIT; TOD; GANG IN DIE UNTERWELT

Inde (Von dort) per immensum (durch die unendlich weite) croceo velatus amictu (durch safrangelben Umhang verhüllt)
aethera (Luft; Luftraum) disgreditur (schreitet; geht er weg) Ciconumque Hymenaeus ad oras (der Hochzeutsgott (Hymen) zu den Küsten der Ciconen)
tendit (eilt er) et Orphea nequiquam voce vocatur (und wird vergeblich von des Orpheus Stimme gerufen).
Adfuit (Zwar war jener da), sed nec sollemnia verba (doch nicht die feierlichen Gesänge; Lieder)
nec laetos vultus (noch frohe Mienen); ein frohes Gesicht; Gesichtsausdruck) nec felix attulit omen (noch brachte er ein günstiges Vorzeichen herbei);
fax quoque (auch eine Fackel), quam tenuit (die er hielt), lacrimoso stridula fumo (zischend durch tränenerzeugenden Rauch)
usque fuit (war in einem fort; unaufhörlich; d.h. die Fackel qualmte ununterbrochen) nullosque invenit motibus ignes (und "fand" keine "Feuer" durch Bewegungen; "fing kein Feuer im Schwunge"; R. Suchier; ließ sich wegen der Bewegungen nicht entflammen)
exitus auspicio gravior (schwerwiegender; schlimmer als das Zeichen des Ausgangs). Nam nupta per herbas (Denn die Verheiratete-durch die Gräser)
dum nova naiadum turba comitata vagatur (während; als sie umherstreift, begleitet durch die Schar der Najaden; "der Najaden Schar"; poeta sum!)
occidit (ging sie zugrunde; starb sie) in talum serpentis dente recepto (nachdem sie einen Biß der Schlange (Schlangenbiß) in den Knöchel empfangen hatte).
Quam satis ad superos postquam Rhodopeius auras
delflevit vates (Als; nachdem diese genug der Rhodopeische Sänger (Seher) zu den Lüften (zum Himmel) hin beweinte), ne non temptaret et umbras (um auch die "Schatten" zu "versuchen"; damit er auch die Schatten versuchte; d.h. er machte einen Versuch in der Schattenwelt),
ad Stygia Taenaria est ausus descendere porta (wagte er zum Styx hinabzusteigen durch das tänarische Tor)
perque leves populos (und durch "luftiges Volk" (Suchier; leichte Luftgebilde) simulacraque functa sepulcro (und durch tote Trugbilder hindurch; "Bilder, das Grab überstehend; erleidend")
Persephonen adiit (wandte er sich an Persephone; ging er zu P. hin) inamoenaque regna tenentem (und zu dem "unfreundliche (unerfreuliche; freudlose) Reiche haltenden")
umbrarum dominum ( Herrn der Schatten) pulsisque ad carmina nervis (und nachdem er zu seinen Gesängen die Saiten angeschlagen hatte)
sic ait (spricht er so): 'o positi sub terra numina mundi (ihr Götter der "unter die Erde gelegten" Welt;=Unterwelt),
in quem reccidimus (in die wir zurückfallen (der wir verfallen; verhaftet sind)), quidquid mortale creamur ("als was auch immer Sterbliches wir geschaffen werden"; "so viele wir sterblich erwachsen"; Suchier; "soviel wir sterblich gezeugt sind"; E. Rösch): ...
---
tribunus

(

Donnerstag, 2. Oktober 2014

VITIUM CULTURA "AD STRATAM VINOSAM" (WEINBAU AN DER WEINSTRASSE)

Secundum COLUMELLAM (65 p. Chr. n.) in vasis ex plumbo factis e musto coquendo (fervendo; fervefaciendo) "sappam" aut "defrutum" faciebatur (parabatur).
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Nach COLUMELLA (65 n. Chr.) wurde in Gefäßen, die aus Blei hergestellt waren, durch Kochen "Sappa" oder "Defrutum" hergestellt (erzeugt).
(=Süßungsmittel zur Verbesserung des Weines (bzw. zum Panschen; AdV.)).
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Die Weinstraße, Porträt einer Landschaft; hrg. v. M. Geiger u.a.
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---tribunus

OVIDIUS: METAMORPHOSEN, V, 409-418: CYANE

Est medium CYANES et Pisaeae Arethusae (Es ist die Mitte (das Mittlere der) zwischen CYANE und der pisäischen Arethusa),
quod coit angustis inclusum cornibus aequor (welche (als) Meeresfläche, durch enge Landzungen ("Hörner") eingeschlossen, "zusammengeht;-tritt"; svw. eingeengt ist):
hic fuit (dort war), a cuius stagnum quoque nomine dictum est (von/ nach deren Namen auch ein See (stehendes Wasser; Weiher; Teich) benannt ist; Ätiologie),
inter Sicelidas CYANE celeberrima nymphas (Cyane, die berühmteste ("hochberühmte") der sicilischen Nymphen;).
Gurgite quae medio (Diese-mitten aus dem Teich (Wasser; See) summa tenus exstitit alvo (erhob (zeigte sich; kam zum Vorschein) sich bis zum "höchsten (obersten) Bauch"; "zu Leibes Höh'" (E. Rösch); wo auch immer das ist; AdV.)
agnovitque deam (und erkannte die Göttin) "nec longius ibitis!" inquit ("nicht weiter werdet ihr gehen", sprach sie),
"non potes ("du kannst nicht) invitae Cereris (gegen den Willen der Ceres) gener esse (ihr Schwiegersohn sein): non roganda,
non rapienda fuit (zu bitten, nicht zu rauben wäre sie gewesen; sie hätte gebeten, nicht geraubt werden dürfen)! Quodsi componere magnis (Wenn nun zu vergleichen mit Großem)
parva mihi fas est (Kleines mir erlaubt ist; ich darf), et me dilexit Anapis (mich hat auch Anapis geliebt; A. liebte auch mich; auch mich...):
exorata tamen (doch gebeten), nec, ut haec (und nicht, wie diese), exterrita nupsi (eingeschüchtert habe ich ihn geheiratet; habe ich mich ihm anvermählt).-
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CYANE ist entrüstet über das brutale Vorgehen des Dis. Sie will der PROSERPINA helfen, doch sie ist hilflos. CYANE steht hier für die richtige Haltung, PLUTO für die falsche. Wie immer in der Welt unterliegt das Gute. Die Opfer leiden, der Schurke triumphiert! "Schön"!
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by tribunus


Mittwoch, 1. Oktober 2014

MUNDUS INSANUS (DELIRUS) TACHYONUM

His temporibus (Hodie) doctrina theoretica de rerum natura  temporis conversionem fieri posse existimat. Theoria relativa specifica (vide Unum Saxum) (nobis) docet: Si quod corpus luce velocius movetur, per tempora praeterita redit (temporaliter retroversum est). Lux autem ducenta milia milium passuum minima parte horae (una "secunda") conficit. Quae celeritas extrema (ultima; terminus) est. Nullam rem luce citeriorem esse posse didicimus (audivivus; cognovimus). Physici vero postulant esse particula aliqua, quae etiam citiora sint. Haec tachyones nominantur (dicuntur). Tachyonibus etiam nuntios mittere licet. Haec eo modo (sic) fiunt: A nuntium tachyonicum ad B, si dicere mihi licet, hora undevicesima et dimidia (de tertia vigilia; hora dimidia tertiae vigiliae confecta) mittit, quod paulum sero est. Si tachyones magnopere properant (maturant) ad B exempli causa hora septima decima (hora secunda vigiliae secundae consumpta) advenient. Quo tempore etiam telephonari fas est (potest). Quod igitur est? B. nuntium accipiet, antequam missus est. Praeterea de re certior fiet (ei nuntius affertur), quae (qui) nondum accidit (acciderit; konzessiv). Itaque B res futuras providebit. Non omnibus iuvat! Nunc B nuntium ad A remittit, ubi hora quinta decima et dimidia (hora dimidia vigiliae secundae completa) adveniet. Ergo A nuntium tribus horis, priusquam misit, recipiet. In tachyonum mundo omnia eversa sunt. Consecutio enim, quae "si-tum" dicitur, in eam mutatur, quae "tum-si" appellatur. Responsa ante quaestiones dantur (sunt). Sed physici (rerum naturae periti) rep(p)ererunt: EXPERIMENTA TACHYONICA
FIERI NON POSSUNT.
Physici ad lucis celeritatem accelerari possunt, quod valetudini bonum fore non dicitur.
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Correctio: Der Tag wurde in 12 h eingeteilt. Diese konnten je nach Helligkeit im Sommer und Winter variieren! Der Tag begann morgens um 6 (Morgenstund ist ungesund; hat Blei im Mund). Die "hora tertia" war also um 9 Uhr. So etwas wie 13 Uhr 29 gab es nicht. Pünktlichkeit in unserem heutigen Sinne war unbekannt.
Die Nacht wurde in 4 Nachtwachen eingeteilt (beim Miltär). Jede Nachtwache hatte 3 h. Die erste begann um 18 Uhr: prima vigilia
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de tertia vigilia: noch während der 3. Wache (unmittelbar nach Mitternacht)
0 Uhr 30: post horam dimidiam vigiliae tertiae
23 Uhr: hora secunda (completa) secundae vigiliae
21 Uhr 30: hora dimidia consumpta (confecta) vigiliae secundae
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text and idea
by tribunus






NON FIERI