Murmillo-Archiv

Mittwoch, 8. April 2015

VINDOLANDA: ANIMA MEA-LIEBE AM HADRIANSWALL

In VINDOLANDA, einer Militärsiedlung am HADRIANSWALL, fand man einen Ring mit der Aufschrift "ANIMA MEA"=meine Seele. Im übertragenen Sinne bedeutet dies "meine Liebe", "mein Liebling", "meine Geliebte" oder, wenn man will, "mein Feinsliebchen". Gefunden wurde der Ring im VICUS I, aedificium Nr. XXXIII="Haus mit dem Gang" (ursprünglich gehörten die Grabungsstätten 23, 24 (der Durchgang) und 25 zusammen). Bei dem Haus handelt es sich um ein sog. Korridorhaus. Im Korridor wurde dann auch passenderweise der Ring gefunden. Der Ring weist nur einen geringen Durchmesser auf, weshalb er wohl für eine Frau bestimmt war (hoffentlich nicht für einen zarten Lustknaben; dies würde das romantische Bild erheblich zerstören). Wer die Frau oder wer derjenige war, der ihr den Ring geschenkt hat (Frauen ließen sich schon damals gern etwas schenken), werden wir wohl nie erfahren, auch nicht die näheren Umstände ihrer Beziehung zueinander. Auf jeden Fall konnten die beiden zumindest etwas Latein (also viel mehr als meine unfähigen Schüler!).Wie wissen auch nicht, ob sie ihn erhört hat. Vielleicht war er ja Auxiliarsoldat einer Kohorte, die am Wall lag, und sie Britin, "17 Jahr, blondes Haar". Vielleicht mußte er weiterziehen, weil er versetzt wurde und vielleicht kam er nie wieder zurück (Krankheit; Tod; gefallen oder er hat sie ganz einfach schmählich sitzengelassen, das Schwein!).Vielleicht kam er aber doch zurück und es gab ein "happy end". Stoff für eine romantische Kurzgeschichte.
Ein weiterer Ring mit dem Bild des SILVANUS wurde unter der Türschwelle des ersten  Raumes links vom Eingang entdeckt. Dieser Raum wies Merkmale einer Fleischerei auf (arme Tiere!). Gehörten die beiden Ringe einer Person? Arbeitete diese im Laden? War ihr Verehrer Kunde?
Im hinteren rechten Raum, unter dem eine Rinne durchfließt (Toilette?) fand man unter der ältesten Schicht ein Feldzeichen aus Bronze, das zu einer unbekannten Hilfstruppeneinheit gehörte. Das Feldzeichen befand sich ursprünglich an einer Stange. Dargestellt ist ein schreitendes Pferd aus Bronze auf einer Plattform.
ROBIN BIRLEY fragt sich:
"Wieso man ein solches miltärisches Ehrenzeichen in einem nicht von Soldaten bewohnten Hause vergrub, bleibt ein Rätsel."
Auch hier darf wieder spekuliert werden:
Wurde die Einheit aufgelöst und jemand hat das Feldzeichen mitgenommen (ein pensionierter Offizier, der sich in dem Haus kurzzeitig niederließ)?
Wohnte hier ein Handwerker, der Feldzeichen herstellte? Oder ein Händler?
Wurde es gar gestohlen und hier versteckt? Wohnte hier der Dieb oder Hehler.
Sollte es heimlich eingeschmolzen werden (Metallwert!)?
War es Kriegsbeute eines Briten?
Wurde das Feldzeichen hastig und provisorisch vergraben (Krisenzeiten; dohender Angriff)?
Hatte gar der Besitzer des Feldzeichens etwas mit der Frau mit dem Ring zu tun? Hat sie es sozusagen als Andenken aufgehoben? Oder wußte sie gar nichts von der vergrabenen Standarte? Wurde etwa das Miltärzeichen vor oder nach ihrem Leben vergraben (verschiedene Zeitebenen)?
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Quelle: R. BIRLEY
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decurio












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